Über den Autor
Hinter dem Namen Thilo Winter verbirgt sich ein renommierter deutscher Wissenschaftsjournalist. Er studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Ethnologie.
In seinen Reportagen berichtet er über Unterwasserforschung mit Tauchrobotern, archäologische Funde in abtauenden Gletschern, den Klimawandel als Ursache für den Untergang früher Kulturen und die Zukunft der Polargebiete. Winter arbeitet u.a. für die Zeitschriften Spiegel Geschichte, Bild der Wissenschaft und Spektrum der Wissenschaft.
Er ist ein versierter Romanautor, der mit »Der Riss« nunmehr einen Thriller vorlegt. Damit bewegt er sich im Genre von Kollegen wie Douglas Preston und Lincoln Child oder auch Matthew Reilly, die ebenfalls diesen Schauplatz bereits in ihrem Schaffen verarbeitet haben.
(Stand: 2023)
Der Riss
Ausgabe: Paperback (01/23; 384 S.)
Der Wissenschaftsjournalist Thilo Winter beschreibt in seinem Debütroman mit vielen authentischen Hintergrundinformationen die Ängste vor einer Umweltkatastrophe, die verheerende Folgen für das Weltklima hätte.
Dafür hat er sich die Erfahrungen von Dr. Klaus Guba, Leiter der Station Neumayer III in den Jahren 2019/20 zu Nutzen gemacht.
Die Westantarktis ist mit einer Fläche von vierzehn Millionen Quadratkilometern fast zweimal so groß wie Australien und zugleich der am wenigsten erforschte Kontinent der Erde. Dieses Gebiet enthält die reichsten Bodenschätze der Welt: Gold, Diamanten, Erdöl und vieles mehr. Im Antarktisvertrag von 1956 und dem Madrider Protokoll von 1991 hatten sich 45 Staaten dazu verpflichtet, dort keine Bodenschätze zu fördern. Inzwischen wird der Vertrag von 55 Staaten anerkannt.
Zum fiktiven Teil des Buches:
Unter dem Eis der Westantarktis ist ein riesiges Vulkanfeld mit 91 Vulkanen entdeckt worden. Da die Eisdecke permanent abnimmt und bereits ein großer Riss entstanden ist, will man untersuchen, ob die Vulkane möglicherweise aktiv sind bzw. ob ein Ausbruch bevorstehen könnte.
Aber in diesem Thriller geht es auch um die Gier nach Reichtum und damit um die Suche nach und Bergung von Diamanten.
Seit vier Wochen sind die Geologen Pietro Malatesta und Emilio Rauwolf bei einer Erkundungstour verschollen. Deshalb fordert die Forschungsstation Neumayer III Ersatz an. Die Vulkanologin Antonia Rauwolf tritt die Reise zur Forschungsstation an, nicht zuletzt mit dem Hintergedanken, ihren verschollenen Bruder Emilio zu finden.
Sie findet ihn tatsächlich und er lebt noch, was ich für unmöglich halte. Kein Mensch überlebt in einem abgestürzten Flugzeugwrack in der eiskalten Antarktis.
Einem weiteren Fantasieprodukt entspringt die Suche nach Artemis, auf dessen Spuren sich schon die Eltern von Emilio und Antonio begeben hatten, bevor sie im »ewigen Eis« zu Tode kamen.
Was bezweckt der Autor mit der Einbindung einer Göttin aus der griechischen Mythologie? Mit Artemis kann man angeblich Zellen erneuern und Kranke heilen. Das ist ziemlich abstrus.
Fazit:
Um den beschriebenen Wahrheitsgehalt des Buches herum hat Winter einen spannungsgeladenen Thriller entstehen lassen, der es zuweilen mit der Fiktion und der Action übertreibt und im Schlussdrittel überladen ist. Beim Lesen habe ich mir mehrmals die Frage gestellt, welchem Genre dieses Buch zuzuordnen ist, wenn man es von der fiktiven Seite aus betrachtet – Fantasy, Horror, Action, Thriller? Letztlich habe ich mich dazu durchgerungen, es in der Sparte Thriller anzusiedeln.
Man darf gespannt sein, was der zweite Thriller »Der Stich« für den Leser bereithält, der im Januar 2024 erscheinen soll. Ich würde mir mehr Ausgewogenheit wünschen.
Wer spannungsgeladene Action mag und über einige Ungereimtheiten hinwegsehen kann, dem kann man dieses Buch empfehlen. Mich hat es nicht richtig überzeugt, deshalb von mir nur knappe 3 von 5 Sternen.