Freitag, 29. September 2023

Gruber, Andreas - Rachefrühling (W. Pulaski, 4)

Über den Autor

Andreas Gruber wurde 1968 in Wien geboren. Er studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien und arbeitete als kaufmännischer Angestellter in einem Teilzeitjob.
1996 begann er mit dem Schreiben und war 1999 mit einer Kurzgeschichte Preisträger des NÖ Donaufestivals. Er schreibt in den Genres Thriller, Phantastik und Jugendliteratur.
In seiner Freizeit gibt Andreas Gruber Schreibworkshops, ist begeisterter Kinogeher, reist viel, spielt leidenschaftlich gern Schlagzeug und wartet bis heute vergebens auf einen Anruf der Rolling Stones.
Andreas Gruber lebt als freier Autor mit seiner Frau, seinem Sohn und fünf Katzen in Grillenberg in Niederösterreich.
(Stand: 2023)


Rachefrühling

Ausgabe: Taschenbuch mit Klappentext (09/23; 608 S.)

 

 
4 / 5 ⭐️

Wenn man Gleiches mit Gleichem vergelten will

Der vierte Fall für den Dresdner Kriminalhauptkommissar Walter Pulaski und der Wiener Strafverteidigerin Evelyn (Spitzname Lynnie) Meyers. Mit diesem vierten Band aus der Walter Pulaski-Reihe endet die »Rache«-Tetralogie.

Gleich zu Beginn im Prolog wird Spannung aufgebaut. So möchte ich in einen spannenden Thriller einsteigen.


Live-Podcasts werden vom Tonstudio eines Radiosenders ausgestrahlt und der True Crime-Podcaster Martin Kilian (Anm.: Es handelt sich nicht wirklich um True Crime, die Berichterstattung ist fiktiv) berichtet darin über unaufgeklärte Verbrechen. Diese Podcasts werden im Verlauf des Buches detailliert beschrieben. Bei späteren Recherchen von Pulaski und Meyers fällt auf, dass alle Verbrechen in einem Frühjahr in verschiedenen Jahren begangen worden sind.

Vor sechs Jahren starb Kilians kleine Tochter Viktoria mit drei Jahren während einer OP in der Wiener Bormann-Klinik. Die OP wurde von Fr. Dr. Aleyna Al-Rashid durchgeführt und Kilian gab ihr die Schuld daran, dass seine Tochter gestorben ist. Damals ließ er sich zu einer unbedachten Äußerung gegenüber der Ärztin hinreißen.

Da die Ärztin jetzt ermordet wurde, wird Kilian mit dem Mord in Verbindung gebracht und da die Indizien gegen ihn sprechen, wird er von der Polizei verhaftet und gelangt in U-Haft.

Ein Araber namens Kamal Qasem reist mit seinen Bodygards nach Österreich, weil er den Mord an seiner Tochter Dr. Aleyna Al-Rashid rächen will. Auf dessen Wunsch hin übernimmt die Wiener Strafverteidigerin Evelyn Meyers die Mandantschaft von Kilian, weil Qasem nicht daran glaubt, dass Kilian der Mörder ist.

Mit einem Theaterstück namens »Rachefrühling« ist die Lösung des Falles indirekt verbunden und Rache ist der ausschlaggebende Faktor.

Starke Figurenzeichnung mit unterschiedlichen Charakteren zeichnet diesen Thriller aus. Beispielsweise haben mir die immer wieder auftauchenden Dialoge zwischen Staatsanwalt Ostrovsky und der Strafverteidigerin Meyers gefallen. Beides Koryphäen in ihrem Fach mit gegenseitiger Wertschätzung und vor Gericht erbitterte Gegner.

In diesem Buch erfährt man einiges über das österreichische Justizwesen, das sich doch wesentlich von deutschen Gerichtsverfahren unterscheidet. Leider gab es in diesem Buch keinen Bezug zu einer Verhandlung.

Zwei Punkte haben mir in dem Plot nicht gefallen. Zum einen ebbte die Spannung nach dem verheißungsvollen Auftakt im Prolog wieder ab, bevor ab dem zweiten Drittel des Buches sich ein Spannungsbogen aufbaut, der letztlich mit einem Finale Furioso endet. Zum zweiten ist das Verhalten von Qasem für mich nicht nachvollziehbar, da es keinen Hinweis darauf gibt, warum für Qasem die Freilassung von Kilian aus der Untersuchungshaft wichtig ist.

Mit der Beendigung der Pulaski-Reihe hat Andreas Gruber eine neue Action Thriller Serie angekündigt: Am 01. März 2024 erscheint Last Line Of Defense – Der Angriff.

 

Fazit:

Andreas Gruber hat eine klare Vorstellung darüber, wie er seine Thriller-Serien aufbaut. Dazu gehören neben dem einleitenden Prolog und dem abschließenden Epilog einzelne Abschnitte mit relativ kurzen Kapiteln. Das macht Sinn, wenn die Handlungsstränge wechseln, und der Autor hat es sehr gut umgesetzt. Das ist mir wichtig und steigert meinen Anreiz, zügig weiterzulesen.
Er hat ein Faible für skurrile Ermittler oder solche mit Handicap. Egal, ob es sich dabei um den hinkenden Wiener Privatdetektiv Peter Hogart handelt, den narzisstischen und Marihuana rauchenden BKA-Profiler Maarten S. (Somerset) Sneijder oder wie in diesem Buch um den Leipziger Kommissar Walter Pulaski, ein meist übel gelaunter und asthmakranker Zyniker, der zu viel raucht und literweise schwarzen Kaffee trinkt.
Ich habe schon einige Bücher aus den Thriller-Reihen des Autors gelesen. Für meinen Geschmack waren die Bücher aus der Peter-Hogart-Reihe die Besten, sowohl bezogen auf den Handlungsablauf als auch auf den Spannungsbogen. Für meine zuvor angesprochenen Kritikpunkte muss ich leider einen Stern abziehen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Eine interessante Gemeinsamkeit bei den Ermittlern, die du herausstellst: allesamt etwas schräg und mit Wiedererkennungswert. VG!

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