Freitag, 22. September 2023

Grisham, John - Der Verdächtige

Über den Autor

John Grisham ist Jahrgang 1955. Während College- und Studienzeit war er ein begeisterter Baseballspieler. Beruflich war der studierte Rechtswissenschaftler lange Jahre als Anwalt und Strafverteidiger tätig.
Grisham ist strenggläubiger Baptist und reiste mehrfach mit Vertretern seiner Gemeinde nach Brasilien, um in religiösen und karitativen Einrichtungen zu helfen.
Er lebt zusammen mit seiner Ehefrau Renée und den beiden Kindern Ty und Shea auf einer Farm in Oxford, Mississippi, und einer Plantage in der Nähe von Charlottesville.
(Stand: 2023)


Der Verdächtige

Ausgaben: Gebundenes Buch (04/22; 416 S.); Taschenbuch (07/23; 432 S.)


3 / 5 ⭐️

Dem »Rächer« auf der Spur
 

Von Beginn an fokussiert sich die Handlung auf eine bestimmte Person - so suggeriert es uns schon der Titel des Buches. Doch ist diese Person wirklich der gesuchte Mörder? Das gilt es im Laufe der Ermittlungen herauszufinden.

Jeri Crosby ist Afroamerikanerin, 46 Jahre alt, geschieden, eine Tochter. Sie ist Professorin für Politikwissenschaften an der University von South Alabama in Mobile.

Sie wendet sich an das Board on Judicial Conduct mit einem ungeheuren Verdacht. Das BJC befasst sich als Berufsaufsicht für standeswidriges Verhalten von Richtern. Sie beschuldigt einen hoch angesehenen und anscheinend integren Richter, der seit 10 Jahren im Amt ist und vor über 20 Jahren ihren Vater umgebracht haben soll.

Während das BJC in dem vorliegenden Roman eine fiktive Einrichtung ist, gibt es in Florida seit 1968 die Judicial Qualifications Commission, die sich mit standeswidrigem Verhalten von Richtern befasst.

Ihre unmittelbare Ansprechpartnerin beim BJC ist die Anwältin Lacy Stoltz. Nach und nach nennt sie Einzelheiten zu ihrer »Beweiskette«. Der Angeschuldigte soll noch mehr Morde im Laufe der Jahre begangen haben. Was sind die Beweggründe für die Taten? Leider gibt es keine Beweise, sondern lediglich Indizien.

Soll das BJC Ermittlungen aufnehmen, muss Jeri Crosby offiziell eine schriftliche Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen. Obwohl sie in ständiger Angst lebt, dass der Gesuchte sie entdecken könnte, entscheidet sie sich zu diesem Schritt unter Wahrung ihrer Anonymität.

Der gesuchte Mörder ist ein Soziopath (geringe Empathie, fehlendes Schuldbewusstsein). Er hat einen gewissen Status, Bildung, Geld und ist beliebt. Das hebt ihn ab von den »normalen« Serienmördern. Jeder weitere Mord gibt ihm mehr Selbstvertrauen, es verleiht ihm einen gewissen Nervenkitzel. Serienmörder hören nie auf mit dem Morden, es sei denn, sie werden von der Polizei gefasst oder getötet. So jedenfalls charakterisiert Grisham den gesuchten Mörder.

Der Gesuchte ist auch paranoid und narzisstisch veranlagt. Ob er ein traumatisches Kindheitserlebnis hatte – wie es oft bei einer solchen Art von Mördern der Fall ist - kann man nur vermuten.

 

Fazit:

»Der Verdächtige« ist in Form eines Romans geschrieben. Jeri Crosby treibt die Ermittlungen durch ihre eingehenden Recherchen voran.
Der Autor lässt schon früh durchblicken, um wen es sich bei dem Verdächtigen handelt. Das nimmt dem Buch den Spannungsbogen. Es geht vordergründig um die Frage, ob der Verdächtige überführt werden kann.
Mehr oder weniger belanglose Passagen werden in den Plot integriert. Dazu gehören u.a. ein Treffen des vermeintlichen Serienmörders mit einer Bekannten über insgesamt elf Seiten Text. Das ist mir zu ausführlich.
Im Gegensatz dazu stehen die Erklärungen, warum die einzelnen Opfer sterben mussten und wie. Das hat der Autor wiederum sachlich und zügig beschrieben.
Ein Pageturner ist dieses Buch mit Sicherheit nicht. Aber es ist solide geschrieben und einige Spannungsmomente sind durchaus vorhanden. Ich vergebe 3 Sterne.

1 Kommentar:

Tobias Kallfell hat gesagt…

Schade, dass es Dir nicht so zugesagt hat. Ich habe es vor einiger Zeit auch gelesen und mir hat das Duell zwischen dem Richter und seiner Verfolgerin gut gefallen. Es lief auf einen gut konstruierten Höhepunkt am Schluss zu. Und was ich an Grisham schätze: Er gewährt einen kritischen Einblick ins US-Justizwesen. VG!

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