Über die Autorin
Ruth Ware wurde 1977 geboren und wuchs im südenglischen Lewes auf. Nach ihrem Studium an der Manchester University lebte sie eine Zeit lang in Paris. Vor ihrer Karriere als Schriftstellerin arbeitete sie als Kellnerin, Buchhändlerin, Lehrerin für Englisch als Fremdsprache und Pressereferentin.
Ihre ersten drei Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt und standen auf verschiedenen Bestsellerlisten, unter anderen auch bei der Sunday Times und der New York Times. Sie ist bekannt für ihre psychologischen Kriminalromane.
Heute lebt sie mit ihrer Familie im Norden Londons.
(Stand: 2024)
Das College - In der Nacht kommt der Tod
Ausgaben: Paperback mit Klappentext (12/22; 464 S.); Taschenbuch (12/23; 464 S.)
Das geteilte Leben
Die University of Oxford verfügt über insgesamt 39 Colleges. Die Geschichte, die hier vom Pelham College erzählt wird, ist allerdings ein fiktiver Ort der Autorin. Des Weiteren erfahren wir, dass das College einen weitaus besseren Ruf hat als die meist sportlich orientierten Colleges für Trinkfeste. Die Studentinnen und Studenten kommen überwiegend aus begüterten Privatschulmilieus. Anders ist es bei Hannah, die sich alles hart erarbeiten musste.
Nie wird Hannah den Tag vergessen, als sie vor zehn Jahren die Leiche von April in ihrem gemeinsamen Zimmer entdeckte. Zuvor war ihr auf der Treppe nach unten John Neville mit gesenktem Haupt entgegengekommen. Er war als Pförtner im College angestellt. Er wirkte unnahbar und benahm sich den Kommilitoninnen gegenüber seltsam. Aufgrund Hannahs Aussagen bei der Polizei und anschließend vor Gericht wurde Neville verhaftet und verurteilt.
Damals brach Hannah das Studium sofort ab und ist nie wieder nach Pelham College zurückgekehrt. Zweifel an der Schuld von Neville blieben bei ihr zurück, zumal der mutmaßliche Mörder immer seine Unschuld beteuert hatte. Als Neville zehn Jahre später mit 63 Jahren im Gefängnis an einem Herzinfarkt stirbt, quälen Hannah Gewissensbisse. Ihr Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war.
Sie stellt Nachforschungen an, nimmt Kontakt zu der Clique von damals auf, was einigen nicht recht ist. In erster Linie betrifft dies Will de Chastaigne, der gereizt und manchmal sogar zornig reagiert, wenn Hannah mit ihm über ihre Schuldgefühle reden will. Sie befragt auch Hugh Bland, Ryan Coates und Emily Lippman, die ehemaligen Mitglieder der Clique. Deren Reaktionen sind unterschiedlich, zumal sie wie Will nach wie vor davon überzeugt sind, dass Neville der Mörder war.
Ruth Ware charakterisiert die einzelnen Figuren präzise. Besondere Aufmerksamkeit widmet sie dabei dem späteren Opfer April Clarke-Cliveden. Sie beschreibt sie als verführerisch und verrucht zugleich. Sie war witzig, großzügig und konnte einen total begeistern. Auf der anderen Seite konnte sie regelrecht gemein sein und machte auch nicht davor halt, anderen üble Scherze zu spielen.
Es gibt mehrere Verdächtige, die Gründe gehabt hätten, April etwas anzutun. Aber ob diese wirklich zu einem Mord reichten (?) – das bleibt zumindest zweifelhaft. Die Suche nach dem Täter oder der Täterin zieht sich hin und es erfolgt eine allmähliche Aufklärung des Verbrechens. Um es salopp auszudrücken: Jeder ist mal verdächtig.
Die Handlungen wechseln zwischen zwei Zeitebenen, die jeweils mit »DAVOR« und »DANACH« übertitelt werden. Das »DAVOR« beschreibt die gemeinsame Collegezeit und das »DANACH« zehn Jahre später. Nach dem Mord an April gibt es nur noch Kapitel »DANACH«. Vergangenheit und Gegenwart werden gegenübergestellt.
Fazit:
Dies ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Das Buch ist flüssig in einem leicht zu lesenden Stil geschrieben. Unausgesprochene Gedanken werden kursiv dargestellt. Ein Stilelement, das mir gefallen hat.
R. Ware schreibt immer dann sehr präzise, wenn es darum geht, Handlungen besser zu verstehen.
Die Kapitelüberschriften sind eindeutig zugeordnet. Cliffhanger bei Kapitelwechseln werden später wieder aufgegriffen und aufgelöst.
Klischees werden bedient, indem sie die einzelnen Figuren der Clique charakterisiert (die Reiche und Schöne, die eher Unscheinbare, die Ehrgeizige, der Erfolgreiche, der Besserwisser und der Loser). Das hat mir weniger gefallen, dass Personen in verschiedene »Schubladen« gesteckt werden.
Zwei- oder dreimal wird April als It-Girl bezeichnet. Obwohl dieses Buch in der englischen Originalausgabe mit dem Titel »The It Girl« erschienen ist, möchte ich darauf hinweisen, dass April dazu eine wichtige Eigenschaft gefehlt hat. Sie verfügte über keine Medienpräsenz.
Da ich in meinem Fazit Dinge erwähnt habe, die mir nicht gefallen habe, ziehe ich einen Stern ab. Alles in allem hat mich das Buch trotzdem inspiriert, mehr von Ruth Ware zu lesen.
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