Montag, 16. Dezember 2024

Arno Strobel und Ingo Bott – Gegenspieler

Über die Autoren

Arno Strobel – liebt Grenzerfahrungen und spürt menschlichen Urängsten nach. Alle seine Thriller waren Bestseller und standen wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste.
Ingo Bott – leitet eine Strafrechtskanzlei. Er löst herausfordernde Fälle im In- und Ausland. Als Ausgleich gegen den Druck schreibt er auf seinen Reisen leidenschaftlich gern unkonventionelle Kriminalromane.
(Klappentext © Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2024)


Gegenspieler – Bischoff und Pirlo ermitteln

Kategorie: Kriminalroman, Wirtschaftskriminalität
Erstausgabe: Oktober 2024 (416 Seiten)
Themen u.a.: Steuerbetrug, Kum-Ex, Wirtschaftskriminalität, Politik
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️


Das Perpetuum Mobile des Steuerbetrugs

Nachdem Arno Strobel bereits zwei Thriller gemeinsam mit der Wiener Autorin Ursula Poznanski geschrieben hat, ist nun »Gegenspieler – Bischoff und Pirlo ermitteln« in Co-Produktion mit Ingo Bott erschienen.


In Anlehnung an die Cum-Ex-Geschäfte mit Steuern, deren Hochphase in den Jahren 2006 bis 2011 war, haben die Autoren ihr Steuersparmodell »TaxEx« genannt, das auf einer Idee der hochangesehenen Düsseldorfer Anwaltskanzlei Müller & Mahler beruht.

Der Partner der Kanzlei Müller & Mahler, Karl Müller, hat ein System erfunden, mit dem es für einmal gezahlte Steuern die doppelte Rückerstattung gibt. Das ist eine einfach geschilderte Version dieses Steuerbetrugs.

Doch als Müller in seinem Auto tot aufgefunden wird und alles zunächst auf einen Suizid hindeutet, droht die Sache aufzufliegen. Die Strafverfolgungsbehörden haben ein Narrativ, das schlüssig ist: die Kanzlei hat sich mit den TaxEx-Geschäften übernommen und Müller sollte vor einem Untersuchungsausschuss aussagen. Als wenig später auch die Managing Partnerin der Kanzlei Petra Kühne zu Tode kommt, gerät der Gründer der Anwaltskanzlei Ernst Mahler ins Visier der Ermittler.

Mahler wird festgenommen und da die Indizienlage erdrückend ist, kommt er in Untersuchungshaft. In separaten Abschnitten (jeweils überschrieben mit römischen Ziffern I, II usw.) fabuliert der Täter in einer kursiv geschriebenen Ich-Erzählung über seine Gedanken.

Mahler bittet Max Bischoff darum, die Ermittlungen zu übernehmen, um seine Unschuld zu beweisen. Da er in der Untersuchungshaft einen Rechtsbeistand benötigt, soll Dr. Anton Pirlo das Mandat übernehmen. Eine Antipathie zwischen Pirlo und Bischoff ist unverkennbar. Das ändert sich nur langsam während der Zusammenarbeit. Zwischen den Beiden steht Sophie Mahler – aufstrebende Strafverteidigerin in Pirlos Kanzlei und Tochter von Ernst Mahler. Mahler Senior kann es bis heute nicht verstehen, dass Sophie nicht in seine Societät eingetreten ist.

Die einzelnen Kapitel sind in einer angenehmen Länge gehalten und sind mit »Max«, »Pirlo« und »Sophie« überschrieben. Hier erfahren wir mehr über die Ereignisse aus der Sichtweise dieser drei Personen. Die Figur des Fallanalytikers Max Bischoff kennt man aus Strobels Mörderfinder-Reihe und Ingo Botts Anton Pirlo aus seiner Strafverteidiger Pirlo-Reihe. Die Stärken und Schwächen der beiden grundverschiedenen Charaktere wurden gut herausgearbeitet. Bischoff ist zielorientiert, klar strukturiert, rational denkend, aber kein Teamplayer. Pirlo hat eine schnelle Auffassungsgabe, einen klaren Kurs, ist auf eine gewisse Art verlässlich, aber manche Methoden sind am Rande der Legalität, um an Antworten zu kommen.

Etwas nervig ist das ständige Nachfragen von Max bei seinem Ex-Kollegen und Freund Horst Böhmer von der Düsseldorfer Kripo, um Informationen zum aktuellen Fall zu bekommen, so wie es bei früheren Ermittlungen immer der Fall war (Anm.: Hierzu bedarf es Hintergrundwissen aus der »Mörderfinder«-Reihe von Strobel). Böhmer will oder kann keine Interna an Max weitergeben.


Fazit

In diesem gemeinschaftlichen Projekt ist ein solider Kriminalroman mit einem Hang zur Wirtschaftskriminalität und Verwicklungen bis in höchste politische Kreise entstanden.
Der Schreibstil der beiden Autoren ist gut aufeinander abgestimmt. Ich konnte keine Unterschiede feststellen, was für Strobel und Bott spricht.
Wenn das Buch auch im Untertitel »Bischoff und Pirlo ermitteln« heißt, hätte ich mir von einem Strafverteidiger wie Pirlo mehr Handlung aus seinem Fachgebiet gewünscht.
Ist die Spannungskurve im Begriff zu steigen, flaut sie auch schon wieder ab. Man kann als aufmerksamer Leser erahnen, in welche Richtung sich der Roman entwickelt. Die Auflösung war mir zu banal, hier hätte ich mir mehr Einfallsreichtum gewünscht. Für mich ist es kein Thriller. Unter dem Strich vergebe ich drei Sterne.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen