Mittwoch, 4. Dezember 2024

Sullivan, Mark – All die funkelnden Sterne

Über den Autor

Mark Sullivan ist erfolgreicher Autor von mehr als zwanzig Romanen, darunter der internationale Bestseller »Unter blutrotem Himmel«, der in 37 Sprachen übersetzt wurde. Zusammen mit James Patterson schreibt er auch die New-York-Times-Bestsellerserie »Private«. Er hat unzählige Preise erhalten, einschließlich des WH Smith Fresh Talent Award, seine Werke wurden von der New York Times als »Notable Book« lobend erwähnt und von der Los Angeles Times zum Buch des Jahres gewählt. Mark ist begeisterter Skiläufer und Wanderer und lebt mit seiner Fau in Bozeman, Montana, wo er noch immer dankbar für das Wunder eines jeden Augenblicks ist.
(Innenseite © Tinte & Feder, Amazon Media EU S.à.r.l., 2024)


All die funkelnden Sterne

Kategorie: Roman, Zeitgeschichte
Erstausgabe: Oktober 2024 (634 Seiten)
Themen u.a.: Uganda, Kindersoldaten, Krieg, Verschleppung, Flucht
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️


Die Kindersoldaten aus Uganda

Diese Erzählung ist angelehnt an eine wahre Geschichte, die sich so oder so ähnlich in den 1990er-Jahren in Uganda und deren Umgebung abgespielt hat. Stellvertretend für tausende Jungen und Mädchen erfahren wir mehr über die Einzelschicksale von Anthony Opoka und Florence Okori. Die beiden sind wohlerzogene Kinder und leben in einem behüteten Elternhaus. Sie haben Träume für die Zukunft, bis sie aus ihrem Umfeld herausgerissen werden. Zu dieser Zeit kennen sich Anthony und Florence noch nicht.


All das wird zerstört, als sie von der Lord’s Resistance Army (LRA) verschleppt werden. Deren Führer Joseph Kony, genannt der »Große Lehrmeister«, führt ein grausames Regiment und verhält sich wie ein Messias. Sein Ziel ist es, mit einem Heer von Kindersoldaten die Regierung in Uganda zu stürzen und ein theokratisches Herrschaftssystem, das auf den biblischen zehn Geboten basiert, einzuführen.

Kony ist ein Gotteskrieger, der in seinen Anweisungen und Befehlen erbarmungslos ist. Auf mich wirkt er wie jemand, der geistig verwirrt und paranoid ist. Die Gräueltaten sind unfassbar, die bei der »Ausbildung« der jungen »Rekruten« (Kinder) von ihnen abverlangt werden (bspw. müssen sie stundenlang in einem eiskalten Fluss mit dem Wasser bis zum Kinn stehen und regungslos ausharren). Viele sterben durch Hunger, Durchfall und Krankheit.

In einem Zeitraum von 30 Jahren bringt Kony mit seiner Terrorherrschaft Verschleppung, Gewalt und Mord über den Norden Ugandas, den Süden des Sudans und Kongo. In dieser Zeit werden ca. 37.000 Jungen und Mädchen und die gleiche Anzahl an Erwachsenen entführt, versklavt und zum Töten erzogen.

In den vielen Jahren, wo Anthony der LRA zunächst als Soldat und später als Fernmelder dienen muss, trägt er mehrere zum Teil schwere Verletzungen davon. Nach einer dieser Verletzungen lernt er Florence im Feldlazarett kennen, die dort als Krankenschwester arbeitet. Es ist der Beginn einer großen Liebe, die beide in ihrem Glauben bestärkt, dass dieser »Alptraum« irgendwann ein Ende hat.

Ein Jahr nach dem anderen vergeht, Anthony und Florence wachsen heran von Kindern zu Teenagern und schließlich werden sie erwachsen. Zwei gemeinsame Jungen bekommen sie in dieser Zeit und denken auch immer wieder über Flucht nach, die aber unwirklich erscheint. Manchmal vergehen Wochen, manchmal Monate, bis sich die beiden wiedersehen. Und dazwischen ist immer die Ungewissheit, ob der andere noch am Leben ist.

Viele Jungen und Mädchen werden getötet, sei es während des Kriegseinsatzes oder durch die LRA, wenn sie mit ihren Kräften am Ende sind. Man hofft und wünscht Anthony und Florence, dass ihnen dieses Schicksal erspart bleibt.

Die Kapitel werden nach Datum, Jahr und Ort überschrieben, wenn ein Zeitsprung erfolgt. Zudem ist das Buch mit vielen Landkarten angereichert, um sich einen besseren Überblick zu den Orten des Geschehens zu verschaffen. Das ist dem Autor sehr gut gelungen.

Ich mag die epischen Romane von Mark Sullivan. Sie sind bis ins kleinste Detail recherchiert und haben einen wahren Hintergrund. Ich habe schon lange darauf gewartet, dass er nach seinen Romanen »Unter blutrotem Himmel« (2018) und »Das letzte grüne Tal« (2021) wieder so einen fesselnden Roman schreibt. Und das ist ihm mit »All die funkelnden Sterne« hervorragend gelungen.


Fazit

Wenn nur die Hälfte von dem der Realität entspricht, was hier niedergeschrieben steht, dann ist das unfassbar und auf eine abstoßende Art grausam. Es ist eine Geschichte von zwei jungen Menschen, die aufwühlt.
Wenn man als Vergleich die Massenversklavung von Afrikanern in Amerika heranzieht, die mit der Kolonialisierung vom 16. bis 19. Jahrhundert einherging, gibt es im Fall Uganda noch eine Steigerung.
Warum war Kony in der Lage, so viele Jahre mit seiner Terrorherrschaft Angst und Schrecken über die Bevölkerung und die vielen traumatisierten Familien zu bringen, die ihre Kinder verloren haben?
Mark Sullivan ist nicht nur ein famoser Erzähler, er schreibt auch sehr realitätsorientiert und detailliert. Seine Art zu schreiben zieht den Leser und die Leserin von Anfang an in den Bann. Wer sich für Zeitgeschichte interessiert und lieber Erzählungen mit authentischem Hintergrund mag als frei erfundene Romane, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Von mir gibt es fünf Sterne.

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