Mittwoch, 18. Juni 2025

Löhnig, Inge – Der Spieler

Über die Autorin

Inge Löhnig wurde 1957 in München geboren und wuchs in einem Dorf in unmittelbarer Nähe auf. Nach dem Fachabitur studierte sie an der Akademie U5 in München Grafikdesign. Es folgte eine Berufstätigkeit als Artdirectorin in verschiedenen Werbeagenturen.
Das ursprüngliche Hobby Schreiben wurde zum Zweitberuf, als sich 2007 der Ullstein-Verlag für ihre Romane interessierte. Seit 2008 erschienen die Romane um den Kriminalhauptkommissar Konstantin Dühnfort.
Seit ihre Romane regelmäßig auf der SPIEGEL-Online-Bestsellerliste erscheinen, widmet sich Inge Löhnig ausschließlich dem Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
(Quelle: Wikipedia)


Der Spieler


Kategorie: Kriminalroman – München, Passau, Oslo
Erstausgabe: Paperback (09/24; 448 S.)
Schlagworte: Häusliche Gewalt, Kindesmisshandlung, Inobhutnahme, Rache
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️/5


Fortsetzung der Dühnfort-Reihe

Nach einer vierjährigen Pause, in der die Autorin Romane unter ihrem Pseudonym Ellen Sandberg veröffentlicht und die sich Inge Löhnig bei der Kommissar-Dühnfort-Reihe verordnet hat, ist 2024 der 10. Band dieser Serie erschienen. Mittlerweile leitet Dühnfort keine Mordkommission in München mehr, sondern ist stellvertretender Leiter der Operativen Fallanalyse (OFA).


Eine Serie von Mordfällen

Der Kriminalroman erzählt in drei nicht zusammenhängenden Handlungssträngen, die teilweise bis weit in die Vergangenheit zurückreichen. Einer davon ist in chronologisch aufeinander folgende Abschnitte aufgeteilt und jeweils mit »14. Dezember 2021, Binz auf Rügen« überschrieben. Eine Emilia (Emi) Wegemann wird von einem Mann in ihrem Yogastudio überwältigt, gefesselt und mit einem Messer bedroht. Sie soll herausfinden, woher sie ihn kennt, und hat dafür 10 Fragen und drei Joker zur Verfügung. Sollte sie den Mann nicht wiedererkennen, kostet es ihr Leben.

In einem weiteren Handlungsstrang wird von Mordfällen berichtet. Es gibt auffällige Gemeinsamkeiten, die auf einen Serientäter hinweisen. Sehr mysteriös dabei ist der Tod eines deutschen Rentnerehepaares in der Nähe von Oslo, der zunächst wie Selbstmord erscheint. Schließlich ist in einem dritten Handlungsstrang von Jasmin Schneider die Rede, die eine gewaltvolle Kindheit erlebt und mit ihrer Familie gebrochen hat. Damals hat sie Zuflucht in einem Heim gefunden. Sie lebt autark in einer Jurte (Nomadenzelt) in Bayern. Psychologische Elemente bereichern in allen drei Abschnitten den Plot.


OFA hat keine Berechtigung zum Ermitteln

Dühnfort fühlt sich sichtlich unwohl bei der OFA. Er will nicht am Arbeitsplatz sitzen und Fakten zusammentragen, während eine SOKO mit den Ermittlungen feststeckt. Nebenbei ist zu erfahren, dass er bei seinem letzten Fall nur knapp mit dem Leben davongekommen ist und deshalb den Wechsel vollzogen hat, nicht zuletzt aus Liebe zu seiner Familie.


Ermittlungen im Alleingang

Obwohl Dühnfort bei der OFA keine Berechtigung hat, in Fällen selbst die Initiative zu ergreifen und zu ermitteln, forscht er nach und findet weitere Todesfälle, die als Selbstmorde oder Unfälle getarnt sind. Insgesamt fünf Todesfälle weisen im Zeitraum von Oktober 2021 bis September 2023 Gemeinsamkeiten auf. Dühnfort ist überzeugt davon, dass die Morde eine Serie sind, aber niemand seiner Vorgesetzten glaubt ihm. Seine Alleingänge führen zu Kompetenzgerangel und bringen ihm fast ein Disziplinarverfahren ein, obwohl er die richtigen Verbindungen entdeckt hat und miteinander verknüpft.


Privates wird zu stark thematisiert

Die »Beziehungskiste« zwischen Konstantin (Tino) Dühnfort und seiner Frau Gina Angelucci kommt fast in jedem Kapitel an irgendeiner Stelle zur Sprache. Diese beiden Figuren sind ohne Tiefgang entwickelt. Ihre kleine Tochter Chiara ist ebenfalls ein ständiges Thema. Das hat mir am Setting nicht gefallen, ebenso die übertrieben detaillierten Ausführungen an manchen Stellen (z.B.: »Ein Blatt des Ahornbaums segelte auf die Motorhaube, ein zweites folgte und dann noch eines«).


Unübersichtlicher Plot

Viele Figuren erdrücken den Leser fast und lassen diesen Kriminalroman unübersichtlich erscheinen. Einige Personen sind zudem mit vielen Klischees überzogen, was in erster Linie auf die Hauptfigur zutrifft. Der Hinweis auf einen Spielstein eines Brettspiels namens »Tikal« erzeugt zusätzlich Verwirrung. Lediglich an zwei Tatorten wird solch ein Spielstein entdeckt, der aber nicht wesentlich zur Aufklärung der Verbrechen beiträgt. Aus dieser Sicht betrachtet ist der Titel des Romans »Der Spieler« irreführend.


Fazit

Warum liest man eine Serie? Man mag den Protagonisten, seine Ermittlungen und will erfahren, wie sich die Figur weiterentwickelt. Nach dem mittlerweile 10. Fall hat sich diese Reihe meiner Meinung nach abgenutzt. Auch die Tatsache, dass Dühnfort jetzt bei der OFA arbeitet, konnte der Figur keine neuen Impulse verleihen, ganz im Gegenteil.
Der Schreibstil ist angenehm, das Buch lässt sich leicht lesen. Allerdings leidet das Setting darunter, dass das Privatleben zweier Menschen zu sehr in den Vordergrund gestellt wird.
Die einzelnen Handlungsstränge werden schlussendlich vereint, wobei Löhnig keine Fragen offenlässt und alles plausibel erläutert. 
Wer sich gut unterhalten lassen und kein brutales Blutvergießen erfahren möchte, der ist hier richtig. Auch wenn die Autorin eine Fangemeinde zu haben scheint, konnte mich dieses Buch nicht überzeugen.

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