Über die Autorin
Sue Hincenbergs ist eine Fernsehproduzentin, die die anstrengenden Stunden des Morgenfernsehens zugunsten von Musik- und Varietésendungen hinter sich gelassen hat. Die Autorin und Mutter dreier erwachsener Söhne lebt mit ihrem Mann und ihrem Hund Kramer in Toronto. »Very bad Widows« ist ihr Romandebüt.
(Klappentext © Piper Verlag München, 2025)
Very Bad Widows
Kategorie: Roman – USA, Kanada
Erstausgabe: Paperback mit Klappentext (05/25; 496 S.)
Schlagworte: Ehe, Freundschaft, Midlife Crisis, Lebensversicherung
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️/5
Erinnerungen an die »Golden Girls« leben auf
Sue Hincenbergs präsentiert in ihrem Debütroman eine hintergründige Kriminalkomödie, die mit schwarzem Humor angereichert daherkommt. Die Erzählung ist hinterhältig, mörderisch und bitterböse zugleich, aber auch köstlich mit Kommentaren und Vergleichen der Autorin angereichert. Das spricht für ihren Fantasiereichtum. In einigen Episoden erinnert der Roman an die US-Sitcom-Serie »Golden Girls« aus den 80er und 90er Jahren.
Zu Beginn fällt es etwas schwer, in die Geschichte hineinzukommen, da man mit vielen Personen konfrontiert wird. Das geschieht aber relativ schnell und ab da liest sich der Roman leicht und flüssig.
Einst allerbeste Freunde
Vier Ehepaare sind seit Jahren befreundet. Obwohl alle bereits über sechzig sind, ist ihr Verhalten wie das einer Midlife-Crisis. Von Liebe kann keine Rede mehr sein, man hat sich auseinandergelebt und sich nicht mehr viel zu sagen. Dann geschieht ein Unglück, das alles in eine andere Richtung lenkt. Dave, der Mann von Marlene, wird tot in seiner Garageneinfahrt gefunden.
Die Dinge nehmen ihren Lauf
Ab da geschehen Dinge, die man so nicht für möglich gehalten hat. Kaum hat man sich auf eine Situation eingestellt, ändert sich wieder alles.
Marlene trauert nicht lange um ihren Mann, denn auf sie wartet eine Lebensversicherung über eine Million Dollar. Damit will sie einen Neuanfang in Boca Raton starten. Da Hank, Larry und Andre vor vier Jahren ihre Altersrücklage durch ein windiges Investment verzockt haben, bringt das ihre Ehefrauen Nancy, Pam und Shalisa auf eine Idee.
Wie wird man einen ungeliebten Ehemann los
Wohlwissend, dass alle drei Ehemänner ebenfalls hohe Lebensversicherungen abgeschlossen haben, möchten sie wie ihre Freundin Marlene in ein neues, sorgenfreies Leben inmitten der High Society von Florida starten. Nur, wie kommen sie an die Lebensversicherungen heran? Da gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit.
Vier Abschnitte mit vielen Wendungen
Der Plot hat jede Menge Irrungen und Wirrungen. Die Geschichte ist in vier Abschnitte aufgeteilt, aus denen wechselseitig erzählt wird. Da sind zum einen die Frauen, deren Gedanken so schwankend sind wie die Palme während eines Tsunamis. Anderseits erfahren wir mehr über deren Ehemänner. Hank und Dave haben als Casinoangestellte die Spielautomaten manipuliert und über einen Zeitraum von vier Jahren fast 10 Mill. Dollar abgezweigt und unter sich aufgeteilt. Nach dem Tod ihres Freundes Dave fürchten die drei um das eigene Leben und wollen sich aus dem Staub machen.
Nicht ganz so prominent, aber nicht weniger interessant ist die neue Betreiberin des Casinos Padma Singh, wofür Hank und Dave gearbeitet haben. Ihr werden Verbindungen zum organisierten Verbrechen in Indien nachgesagt.
Dann wäre da noch der Herrenfriseur Hector Chavez, bei dem einer der Ehemänner Kunde ist oder war. Hector ist undurchschaubar und man weiß nicht, wie man ihn einordnen soll. Gehört er eher zu den »Guten« oder zu den »Bösen«? Im weiteren Verlauf wird er immer mehr zu einer zentralen Figur.
Eine Reihe von skurrilen Personen
Sämtliche Figuren weisen eine gewisse Skurrilität auf und sind sehr gut gezeichnet. Die Sympathie wechselt zwischen den drei Freundinnen und deren Ehemännern, je nachdem, was man gerade über sie erfährt. Auch die Figur des Hector kann man mögen. Unsympathisch kommt die Casinochefin Padma daher, deren Mutter für ein indisches Verbrechersyndikat verantwortlich zeichnet. Spielautomatenbetrug, ein Killer auf Bestellung und ein Hund namens Elmer geben dem Roman weitere Würze.
Ein Ende, dass so nicht vorhersehbar war
Zum Ende hin ist Hincenbergs sichtlich bemüht, einen Ausgleich zu schaffen, um das bisher Geschehene zu einem positiven Abschluss zu bringen. Sie möchte die einzelnen Figuren in einem besseren Licht erscheinen lassen, was ihr auch gelingt.
Fazit
Die Erzählung springt zwischen den vier Abschnitten hin und her. Da das ohne harte Schnitte geschieht, kann man der Handlung mühelos folgen.
Dieses Buch ist ein Mix aus Kriminalroman und Komödie, teils köstlich und warmherzig, aber auch böse und hinterhältig. Die humorvollen Passagen wirken nicht albern. Alles in allem ist »Very Bad Widows« sehr unterhaltsam und definitiv eine Empfehlung wert.
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