Über den Autor
John Ray Grisham Jr. wurde 1955 in Jonesboro, Arkansas geboren. Er ist ein US-amerikanischer Bestseller-Autor, Rechtsanwalt und demokratischer Politiker. Er schreibt primär Justizthriller und Kriminalromane.
1991 gab Grisham seinen Beruf als Anwalt und seine politischen Ämter auf, um nur noch als Schriftsteller zu arbeiten.
1996 kehrte Grisham als Anwalt in den Gerichtssaal zurück und erstritt für seine Mandanten Schadensersatz in Höhe von 683.500 US-Dollar – der höchste Urteilsspruch seiner anwaltlichen Karriere.
Grisham lebt zusammen mit seiner Familie auf einer Farm in Oxford, Mississippi, und einer Plantage in der Nähe von Charlottesville, Virginia.
(Quelle: Wikipedia auszugsweise, 2025)
Bestechung
Kategorie: Kriminalroman, Justiz – USA, Florida
Erstausgabe: Taschenbuch (04/22; 464 S.)
Themen u.a.: Korruption, Bestechung, Whistleblower, Komplott
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️
Eine Berufsaufsicht über Richter
Ein Korruptionsfall ungeahnten Ausmaßes beschäftigt das Board on Judicial Conduct (BJC). Das Board ist eine Berufsaufsicht über Richter in Florida und tritt in Erscheinung, wenn der Verdacht auf standeswidriges Verhalten besteht. Die Anwälte Lacy Stoltz und Hugo Hatch nehmen die Ermittlungen auf. Das BJC kann lediglich ermitteln ohne weitere Befugnisse. Stellen sich Anschuldigungen als wahr heraus, muss das FBI den Fall übernehmen.
Lacy und Hugo sind nicht nur beruflich miteinander verbunden. Sie treffen sich auch oft bei privaten Anlässen. Während Lacy alleinstehend lebt, ist Hugo verheiratet und hat vier Kinder. Insbesondere die Verbindung zwischen Lacy und ihrem Bruder Gunnar finde ich suspekt. Er mischt sich in die Ermittlungen ein. Die Figuren und deren Beziehungen zueinander sind mir aus privater Sicht gesehen zu ausführlich beschrieben. Die Figur von Gunnar wirkt für meine Begriffe überzeichnet.
Der Whistleblower
Ramsey Mix, ehemals Rechtsanwalt, dem die Lizenz entzogen wurde und der eine Zeitlang im Bundesgefängnis saß, nimmt Kontakt zu den beiden Ermittlern vom BJC auf. Bei nachfolgenden Treffen nennt er sich plötzlich Greg Myers. Der Whistleblower möchte aus Angst unerkannt bleiben und liefert Fakten über einen Mittelsmann an Myers. Fakten, die die amtierende Bezirksrichterin Claudia McDover der Bestechlichkeit beschuldigen und das, obwohl McDover einen tadellosen Leumund hat.
Es wird vermutet, dass der Whistlerblower in irgendeiner Beziehung zu der Richterin steht. Nur so kann die Person an die Informationen gelangen. Whistleblower leben gefährlich. Das hätte man noch genauer herausarbeiten können.
Eine Spur führt zum indigenen Stamm der Tappacola
Die Spuren lassen sich zurückverfolgen bis zu dem Kasino Treasure Key, dass von dem indigenen Stamm der Tappacola betrieben wird. Indigene Kasinos sind Spielbanken, die unabhängig von der Kontrolle der Bundesregierung der USA betrieben werden. Alle Kasinos in Florida werden von Indigenen geführt und sichert den Ureinwohnern in den Vereinigten Staaten das Recht zu, sich selbst zu verwalten und zu regieren. Sie können eigene Gesetze erlassen, die den Rechten der Bundesstaaten widersprechen. Das hat Grisham sehr gut beschrieben.
Ein Verbrechersyndikat terrorisiert das Reservat und kontrolliert das Kasino. Ihnen kommt dabei zugute, dass die Tappacola wegen des Glücksspiels zerstritten sind. Lacy und Hugo werden in eine Falle gelockt und sie merken viel zu spät, dass die Ermittlungen eine Nummer zu groß für sie sind. Ein Unfall mit verheerenden Folgen macht dies deutlich.
In besagtem Kasino verschwinden pro Jahr mindestens acht Millionen Dollar spurlos. Am profitabelsten dabei ist der Blackjack-Tisch mit der Box Nummer BJ-17. Es besteht der Verdacht, dass sich die Richterin und der Boss des Verbrechersyndikats Vonn Dubose das Geld unter sich aufgeteilt haben.
Sitzt ein Unschuldiger in der Todeszelle?
In einem zweiten Handlungsstrang geht es um einen gewissen Junior Mace. Er soll seinen besten Freund Son Razko und seine Frau Eileen in flagranti erwischt und erschossen haben. Die beiden Freunde hatten gemeinsam einen Widerstand gegen den Bau des Kasinos angeführt. Aufgrund der Indizien wurde Mace vor Gericht zum Tode verurteilt. Es war der erste Mordprozess, bei dem Richterin McDover den Vorsitz innehatte und Mace zum Tode verurteilt. Dabei taucht die Vermutung auf, dass der Prozess von McDover gezielt gesteuert wurde, um die wahren Täter zu decken.
Fazit
Wer bei diesem Buch einen Justizroman erwartet mit Gerichtsverhandlung, Geschworenen-Jury sowie Anklage und Verteidigung, kommt hier nicht auf seine Kosten. Im Fokus steht eine angeblich korrumpierte Bezirksrichterin, die durch einen Whistleblower zu Fall gebracht werden soll.
Bei diesem Roman handelt es sich um eine fiktive Erzählung, die uns interessante Details mit einem wahren Hintergrund liefert; so z.B. in welchen Fällen die Berufsaufsicht für Richter tätig wird, was es mit den indigenen Kasinos auf sich hat und wie sie funktionieren und dass diese Reservate ihre eigene Executive haben. Auch das Whistleblower-Gesetz und was dahintersteckt, wird angesprochen.
Die großen Spannungsmomente fehlen in diesem Roman. Man tut sich zu Beginn schwer, in die Story einzutauchen und den Faden aufzunehmen. Irgendwann ist man dann drin in der Erzählung und wartet auf eine Überraschung – vielleicht sogar eine grundlegende Wendung. Die tritt mit einer Ausnahme aber nicht ein. Allerdings bleiben am Ende auch keine Fragen offen. Ich vergebe drei von fünf Sternen.
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