Samstag, 6. April 2024

Newman, T. J. – Absturz

Über die Autorin

T. J. Newman, eine ehemalige Flugbegleiterin, arbeitete von 2011 bis 2021 für Virgin America und Alaska Airlines. Ihren Debütroman »Flug 416« verfasste sie größtenteils, während ihre Passagiere auf Nachtflügen schliefen. Das Werk wurde zum internationalen Bestseller wie auch »Absturz«, ihr zweiter Roman. Die Autorin lebt in Phoenix, Arizona.
(Klappentext © Goldmann-Verlag München, 2024)


Absturz

Ausgabe: Taschenbuch mit Klappentext (03/24; 416 S.)

Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️


Ein Wettlauf mit der Zeit


Der Debütroman »Flug 416« von Newman war eines meiner Bücher-Highlights im Jahr 2022. So war es naheliegend, dass ich auf ihr neuestes Werk »Absturz« schon gespannt war. Ich habe lange darauf gewartet. Jetzt ist es endlich fast zwei Jahre nach ihrem Debüt erschienen. Wie bei ihrem ersten Thriller schreibt sie wieder hochdramatisch, fesselnd und sehr emotional.

Beim Lesen ist man gleich mittendrin im Geschehen. Vier Minuten nach dem Start von Flug 1421 ab Honolulu explodiert ein Triebwerk. Querruder, Landeklappen, Störklappen, Seitenruder – die komplette Steuerung der Maschine fällt aus. Hier hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, warum es zu der Explosion gekommen ist.

Es gibt keinen Flughafen in der Nähe zur Landung und die Maschine muss auf dem Meer notwassern. Ein Feuer bricht aus. Kerosin gelangt auf die Wasseroberfläche, Flammen breiten sich darauf schnell wie ein Teppich aus. Menschen versuchen sich über die Notfallrutsche ins Freie zu retten. Die meisten ertrinken oder verbrennen dabei. Insgesamt 12 Personen bleiben an Bord – ihnen ist das Risiko außerhalb des Flugzeuges zu groß. Sie wissen nicht, ob sie die richtige Entscheidung getroffen haben und gerettet werden können.

Das Flugzeug sinkt zwischen den Inseln im Hawaiianischen Archipel – dort gibt es verhältnismäßig seichte Kanäle – ca. 60 Meter in die Tiefe und bleibt auf einem Riff liegen. Eine Luftblase im Innern des Flugzeugs rettet den Insassen vorerst das Leben. Aber Sauerstoff ist nur für ungefähr sechs Stunden vorhanden. Diese beiden Umstände erschweren eine mögliche Rettungsaktion.

Wir lernen drei Personen näher kennen, die eine wichtige Rolle spielen: Den Ingenieur für Offshore-Bohrinseln Will Kent mit seiner kleinen Tochter Shannon, die sich unter den Passagieren an Bord des Flugzeuges befinden. Und die Industrietaucherin und Ehefrau von Will. Chris befindet sich auf dem Schiff der Rettungsmannschaft. Sie bangt um das Leben ihrer Angehörigen und möchte nichts unversucht lassen, um sie zu retten.

Die Kapitel erzählen uns wechselseitig von den Figuren im Flugzeug unter Wasser und den geplanten Rettungsaktivitäten auf der Meeresoberfläche. Durch die Schilderungen der Ängste und Gefühle kann man sich sehr gut in die Figuren hineinversetzen. Jeder geht damit anders um und das kommt auch sehr gut zum Ausdruck. Das trifft sowohl auf die Haupt- als auch auf die Nebenfiguren zu. Ich habe eine sehr starke Charakterzeichnung der Figuren empfunden.

Das Buch entwickelt beim Lesen einen gewissen Sog. Man möchte es nicht mehr aus der Hand legen, bevor man am Ende angelangt ist. Wie wird es ausgehen? Können die Menschen an Bord der Maschine gerettet werden? Das sind die zentralen Fragen, die im Vordergrund stehen.


Fazit:

Welche unvorhersehbaren Gefahren sind bei der geplanten Rettungsaktion zu befürchten? Dazu muss man wissen, dass nur schätzungsweise 20 Prozent der gesamten Wassermenge auf dem Planeten erforscht sind. Und die Stelle, wo das Flugzeug gesunken ist, gehört nicht dazu.
Newman hat viel Ahnung von der Materie als ehemalige Flugbegleiterin. Das merkt man an den Beschreibungen und ihrer Detailkenntnisse. Aber eben nicht alles ist nachvollziehbar.
So die Beschreibung einer Rettungsaktion in ca. 60 Meter Tiefe. Da die Zeit drängt, legen die Taucher die Rückkehr an die Meeresoberfläche ohne Beachtung der Dekompression zurück. Jeder dürfte schon einmal von der Taucherkrankheit (Bildung von Gasblasen im Körperinneren – auch Ebullismus genannt) gehört haben, die bei zu schnellem auftauchen aus großen Tiefen auftritt. Bei dieser Rettungsaktion geht wie durch ein Wunder alles gut.
Wer solche Details nicht hinterfragt und lediglich auf ein Lesevergnügen aus ist, der ist hier genau richtig. Ein Pageturner ist es allemal. Man muss sich darauf einlassen können und die Spannung in den Vordergrund stellen. Unter Abwägung meiner positiven und negativen Aspekte vergebe ich vier Sterne.

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