Freitag, 22. März 2024

Prammer, Theresa – Wiener Totenlieder

Über die Autorin

Theresa Prammer wurde 1974 in Wien geboren. Sie hatte Engagements als Schauspielerin unter anderem am Burgtheater, den Festspielen Wunsiedel und an der Volksoper. Seit sieben Jahren arbeitet sie außerdem als Regisseurin. 2006 gründete sie mit ihrem Mann das Sommertheater »Komödienspiele Neulengbach«. Theresa Prammer lebt abwechselnd in Wien und in Reichenau an der Rax. »Wiener Totenlieder« ist ihr Krimidebüt.
(Einbandtext © Marion von Schröder im Ullstein Buchverlag Berlin, 2015)


Wiener Totenlieder

Ausgaben: Gebunden (02/15; 384 S.), Taschenbuch (03/16; 384 S.)

Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️


Angst und Schrecken in der Wiener Oper

In dem vorliegenden Kriminalroman versetzt ein Mörder das Ensemble und die übrigen Angestellten der weltberühmten Wiener Oper in Angst und Schrecken. Die Morde geschehen ausschließlich innerhalb des Hauses. Trotzdem sieht die Direktorin Susanne (Susu) Superitsch keine Veranlassung für eine Sperrung bis zur Aufklärung der Fälle.

Das Opernhaus schreibt rote Zahlen, die Vorstellungen sind nicht ausverkauft. Das ändert sich schnell mit den Morden. Die Verkaufszahlen steigen schlagartig, selbst die Abonnentenzahlen nehmen zu. Könnte das ein Hinweis darauf sein, dass die Direktorin Superitsch mit den Morden etwas zu tun hat?

Keines der Tötungsdelikte ähnelt dem anderen. Besonders perfide ist der Mord mit einer Liebeskugel, die als Geschenk getarnt ist. Nach meinem Wissen tötet ein Serienmörder immer nach dem gleichen Muster – oder ist der Täter besonders gerissen? Es ist eher unwahrscheinlich, dass es mehrere Täter gibt.

Die Polizei kommt bei ihren Ermittlungen nicht voran und Kommissar Hannes Fischer hat daher die Idee, zwei Personen als Statisten in die Oper einzuschleusen. Dabei fällt ihm zum einem der Clown Foxi ein. Der heißt mit bürgerlichem Namen Konrad Fürst und war vor über 20 Jahren bei der Mordkommission, bis seine Tochter spurlos verschwand. Nach einem Ermittlungsfehler wurde er entlassen. Fürst glaubt daran, dass seine Tochter noch lebt. Als Clown tritt er deshalb hauptsächlich in Veranstaltungen mit vielen Kindern auf und erhofft sich so eine Spur zu finden.

Zum anderen denkt Fischer dabei an Carlotta (Lotta) Fiore, die aktuell als Kaufhausdetektivin arbeitet. Lotta ist die Protagonistin in diesem Kriminalroman. Sie ist die Tochter der weltberühmten, aber leider schon verstorbenen Sopranistin Maria Fiore. Auf Wunsch ihrer Mutter sollte Lotta ebenfalls eine Ausbildung zur Opernsängerin machen. Da ihr dafür das Talent fehlt, hat sie sich bei der Polizei beworben. Beim Eignungstest hat sie einen Selbstmordversuch verschwiegen und wurde deshalb nicht in den Polizeidienst übernommen.

Prammer beschreibt den facettenreichen Charakter der Lotta sehr ausführlich. Lotta hat nicht nur ein Alkoholproblem, sie ist auch süchtig nach Männerbekanntschaften. Diese beiden Dinge werden häufig thematisiert. Und was bedeuten die Vergleiche, die Lotta anstellt, wenn sie bestimmte Figuren charakterisiert (bspw. »Anthrazitgrau, Risotto mit Fisch und 60»)?

In unregelmäßigen Abständen erscheinen Kapitel, die mit »Das Mädchen» überschrieben sind. Dort erfahren wir etwas über ein Mädchen, dass in seinen Alpträumen immer Kontakt zu einem weiteren Mädchen hat, dessen Gesicht es nicht sehen kann. Meines Erachtens stehen diese Flashbacks nicht im Zusammenhang mit den Taten. Will T. Prammer hier vielleicht eine falsche Fährte auslegen?

Das Ende ist dann aber eher unvorhersehbar. Ich war doch etwas über die Auflösung überrascht und enttäuscht zugleich. Mir haben einfach die Spannungsmomente gefehlt.

 

Fazit:

Die Liebe der Autorin zur Bühne ist in diesem Krimi unverkennbar. Sie hat sich beim Schreiben mehr auf das Geschehen vor und hinter der Bühne fokussiert als auf die kriminalspezifischen Ermittlungen.
Die Fahndung nach dem Täter oder der Täterin geraten dabei in den Hintergrund. Vordergründig werden die Proben und Inszenierungen verschiedener Operetten beleuchtet.
Mit Ausnahme von Konrad Fürst (Clown Foxi) und dem Kriminalkommissar Hannes Fischer kommt keine der Figuren bei mir sympathisch rüber. Insbesondere die Protagonistin Carlotta (Lotta) Fiore ist niemand, den man mögen muss.
Das Buch ist leicht zu lesen, aber das Setting hat mich nicht überzeugt. Aus meiner Sicht gibt es beim Schreiben von weiteren Büchern noch Luft nach oben. Von mir daher nur drei Sterne.

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