Über den Autor
Anders de la Motte, geboren 1971, arbeitete mehrere Jahre als Polizist in Stockholm und in der Security Branche, bevor er Schriftsteller wurde.
2010 erhielt er für seinen Debüt »Game« den Preis der Schwedischen Akademie der Krimiautoren. Sein Roman »Ultimatum« wurde 2015 als bester schwedischer Kriminalroman ausgezeichnet. In Schweden sind seine Romane Nummer-1-Bestseller. Mit »Sommernachtstod« gelang ihm auch in Deutschland der Sprung auf die Bestsellerliste.
Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Malmö.
(Klappentext © Verlagsgruppe Droemer Knaur München, Dezember 2024)
Eisiges Glas
Kategorie: Kriminalroman – Schweden, Malmö
Erstausgabe: Paperback mit Klappentext (12/24; 544 S.)
Themen u.a.: Urban Explorer, Lost Places, Kryonik, Prepper
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Der Traum vom ewigen Leben
Seit seinem ersten Band der Leo Asker-Reihe scheint der Autor ein Fable für Urban Explorer und Lost Places zu haben. So befasst sich auch der zweite Band mit einem Lost Place des ehemaligen Bergwerks Stjärngruvan mit Förderturm und einem Observatorium auf einer kleinen verlassenen Insel namens Blockö inmitten des Sees Miresjö.
Wir befinden uns auf einer Zeitreise vom Winter 2019 zurück in die Vergangenheit vor 16 bzw. 17 Jahren und dann noch einmal 24 Jahre zurück. Nach diesen Rückblicken wechseln wir wieder in die Gegenwart. Die Handlungsebenen offenbaren verschiedene Perspektiven, sind rasant und enden immer mit einem Cliffhanger.
Die Geschichte ist in unterschiedliche Zeit- und Handlungsebenen aufgeteilt, wobei die Ebenen, die aus der Sicht von Martin Hill und Leo Asker erzählen, den größten Handlungsraum einnehmen.
Alles beginnt damit, dass die jungen Urbexer Elis und Nick dieses Observatorium ergründen wollen und dabei den Grundsatz missachten, niemals in ein Lost Place einzubrechen. Elias wird später tot aus dem See geborgen und Nick bleibt verschwunden.
Martin Hill ist ein begeisterter Urbexer und Schriftsteller. Er wird auf Gut Stjärneholm eingeladen und soll ein Buch über das Firmenimperium und den Familienpatriarchen Gunnar Irving schreiben und dabei die Mythen widerlegen, die sich um dieses Gut und die Insel Blockö ranken. Er darf sich allerdings nicht frei bewegen - es gibt Tabuzonen für ihn. Liegt vielleicht ein Fluch über Stjärneholm?
Martin fühlt sich von Anfang an beobachtet und verfolgt. Gruselig und atmosphärisch erfahren wir aus eingeschobenen Kapiteln mit der Überschrift »Der Gläserne Mann«, dass es für ihn nicht ungefährlich ist, in seine Beobachtungen tiefer einzutauchen. Fast zu spät wird Martin klar, in welche gefährliche, fast aussichtslose Lage er sich mit seinen Nachforschungen begibt.
Gunnar Irving ist ein Mensch, der völlig empathielos und nur in sich selbst verliebt ist. Er nebst allen Familienmitgliedern sowie deren Angestellte sind undurchschaubar und mitunter gefährlich. Gunnar forscht schon seit Jahren zum Thema Kryonik. Er hat schon jede Menge Versuche gestartet und überschreitet dabei jegliche Grenzen von Ethik.
Die von ihm durchgeführten Versuche sollen Erkenntnisse darüber bringen, wie er sich in absehbarer Zeit vitrifizieren (lateinisch vitrum »Glas« – bezeichnet das Festwerden einer Flüssigkeit durch Erhöhung ihrer Viskosität) lassen kann. Dabei wird das Gewebe in Glas verwandelt. Er möchte erst dann wieder zum Leben erweckt werden, wenn die Medizin so weit fortgeschritten ist, um seine zum heutigen Zeitpunkt unheilbare Krankheit zu besiegen.
In der zweiten dominanten Handlungsebene erfahren wir wieder einiges über die Arbeit von Kriminalinspektorin Leo Asker. Sie leitet die Abteilung für »verlorene Seelen«, die ihr Domizil im »Stock minus eins« des Kriminalgebäudes in Malmö hat. Ihre Gruppe besteht aus vier Mitarbeitern, die allesamt skurrile und soziopathische Züge haben. Aber sie sind hilfsbereit gegenüber Leo. Diese Einstellung hat sich gegenüber dem ersten Fall geändert. Seit ihrer Jugendzeit kennen sich Leo und Martin und man kann sagen, sie sind miteinander befreundet, wenn beide auch schwierige Charaktere sind.
Nach einigen Jahren des Schweigens meldet sich Leos Vater Per Asker bei ihr und bittet sie um Hilfe in Verbindung mit einem Mord. Seit ihrer Kindheit instrumentalisiert Prepper-Per seine Tochter und benutzt sie für seine Zwecke. Die Leiche von Tord Korpi wurde neben Preppers Farm auf einer Mülldeponie gefunden. Zwischen dem Toten und Gut Stjärneholm gibt es eine Verbindung, wie sich bei den Nachforschungen von Leo herausstellt – aber welche? Es kommt zu einem Interessenkonflikt mit ihrem Intimfeind Kriminalkommissar Jonas Hellman, der die Ermittlungen zu dem Tötungsdelikt leitet.
Fazit
In diesem zweiten Band der Leo Asker-Reihe tauchen Personen und Sequenzen auf, bei denen man nur die Zusammenhänge versteht, wenn man bereits den ersten Band »Stille Falle« gelesen hat. Aus diesem Grund empfehle ich, vor Band 2 den ersten Band zu lesen. Ich würde »Eisiges Glas« nicht nur als Kriminalroman bezeichnen, es steckt auch eine Mysterygeschichte dahinter.
Es ist düster und atmosphärisch, so dass einem beim Lesen das Gruseln packen kann. Ständig wiederkehrender Nebel auf Stjärneholm und Umgebung trägt zu der Szenerie bei. Das alles hat der Autor sehr gut eingefangen. Beim Lesen dieses Buches muss man einen gewissen Grad an Fantasie entwickeln, um dem Geschehen folgen zu können.
Es ist nicht ganz einfach, die einzelnen Zusammenhänge zu erkennen und richtig zu deuten. Der Autor streut immer wieder Hinweise auf Verdächtige, die sich aber dann als haltlos erweisen. Es braucht eine gewisse Zeit, bis sich in dem Plot eine Sogwirkung einstellt. Unterm Strich vergebe ich vier von fünf Sternen.
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