Über den Autor
Jan-Erik Fjell wurde 1982 geboren und wuchs bei Fredrikstad im Westen des Oslofjords auf. Er studierte Informatik, heute ist er als Radiomoderator tätig und widmet sich dem Schreiben von Kriminalromanen. Er zählt zu den erfolgreichsten Krimiautoren Norwegens und wurde mit dem renommierten Preis des norwegischen Buchhandels und dem Frederik-Preis ausgezeichnet. Seine Thriller um den Kommissar Anton Brekke stürmen in Norwegen regelmäßig die Bestsellerlisten.
(Klappentext © Wilhelm Goldmann Verlag, München 2023)
Nachtjagd
Kategorie: Thriller – Norwegen
Ausgabe: Paperback mit Klappentext (03/23; 512 S.)
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Die Spur führt in die Vergangenheit
Es hat wohl einige Zeit gebraucht, bis man in Deutschland auf Jan-Erik Fjell aufmerksam geworden ist. Anders kann man es sich nicht erklären, dass von den bisher sieben Bänden der Anton-Brekke-Reihe aktuell nur vier Bände ins Deutsche übersetzt wurden.
Die Leiche einer jungen Frau wird ertränkt am Ufer eines Gewässers aufgefunden. Sie wurde brutal vergewaltigt und der geschundene Körper ist mit unzähligen Wunden übersät. Wenig später geschieht ein weiterer Mord nach dem gleichen Muster. Als die Polizei erfährt, dass dem vierfachen Frauenmörder Stig Hellum vor zwei Jahren die Flucht aus dem Gefängnis gelungen ist, gerät dieser schnell unter Verdacht, da der Modus Operandi an seine vorangegangenen Taten erinnert. Allerdings zweifelt die Polizei daran, dass hinter den Morden Stig Hellum steckt. Einige Indizien sprechen dagegen.
Bei diesen undurchsichtigen Fällen bekommen wir es mit einem Ermittlerduo zu tun, dass in jeder Hinsicht zu gefallen weiß. Beide Figuren wirken realistisch und überzeugend. Hauptkommissar Anton Brekke ist fünfzig Jahre alt, geschieden und hat einen Sohn. Sein Verhalten ist oftmals skurril. Der dreißigjährige Kommissar Magnus Torp ist der neue Partner von Brekke bei der Osloer Kripo in der Abteilung »Taktische Ermittlungsarbeit«. In eingefügten Passagen erfahren wir zwischendurch immer wieder Details aus Brekkes und Torps Privatleben.
Brekke
wird durch eine Krankheit zeitweise außer Gefecht gesetzt, gibt Torp
aber vom Krankenhaus aus Anweisungen, auf was es bei den Ermittlungen
ankommt und wie er vorgehen soll. Torp war vorher Streifenpolizist und ist während eines Zeugenverhörs durch drei Schüsse schwer verletzt worden. Nach seiner Genesung ließ er sich zur Mordkommission versetzen.
Es gibt weitere Erzählstränge, die zunächst zusammenhanglos erscheinen. Dabei ist von einem ehemaligen CIA-Agenten die Rede, auf dem Hurtigruten-Kreuzfahrtschiff MS Nordlys verliebt sich die junge Angestellte Monica Nyhus in einen undurchsichtigen amerikanischen Passagier namens Nathan Lockhart und in einer texanischen Todeszelle wartet der Serienmörder Nathan Sudlow auf seine Hinrichtung.
Man wird beim Lesen den Gedanken nicht los, dass es sich bei Nathan Lockhart und Nathan Sudlow um ein und dieselbe Person handeln könnte. Sudlow bricht in der Todeszelle sein Schweigen über eine verhängnisvolle Nacht vor über zehn Jahren und erzählt dem Gefängnispfarrer eine unglaubliche Geschichte.
Der Thriller wird aus verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen erzählt. Die Kapitel führen uns sowohl in die Vergangenheit aus dem Jahr 1994 als auch in die Gegenwart. Lange Zeit bleibt unklar, ob und wie diese verschiedenen Ebenen zusammengehören. Nach einem Drittel des Buches fügen sich einzelne Puzzleteile langsam zusammen. Das sorgt für einen hervorragenden Spannungsaufbau. Der Plot ist mit unvorhersehbaren Wendungen ausgestattet.
Fazit:
Wie bei vielen skandinavischen Thrillern kommt auch dieses Buch in einer düsteren, atmosphärischen Stimmung daher.
Viele Personen erfüllen diesen Thriller mit Leben, was zunächst verwirrt, da man die Zusammenhänge nicht kennt.
Die teils humorvollen Dialoge zwischen Brekke und Torp können gefallen. Dabei geht es meistens um Brekkes Gesundheitszustand, da dieser denkt, dass er eine bösartige Krankheit hat. Trotzdem ist er zu Scherzen aufgelegt.
Literarisch gesehen ist die Schreibweise von Fjell beeindruckend. Die teilweise undurchsichtigen Erzählstränge vereint er zum Ende hin plausibel. Die temporeiche und spannende Handlung ist klug konstruiert. Ich denke, man wird in Zukunft noch des Öfteren von diesem Autor hören und lesen. Von mir gibt es fünf Sterne.
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