Über den Autor
Jean-Christophe Grangé wurde 1961 in Paris geboren. Als freier Journalist war er für verschiedene Zeitungen tätig (u.a. Sunday Times, El Pais, Spiegel, Stern).
Schon mit seinem ersten Buch »Der Flug der Störche« (1996) gelang ihm der internationale Durchbruch als Schriftsteller. Er gilt als Meister des französischen Thrillers. Seit über 25 Jahren schreibt er immer wieder Thriller, die zu Bestsellern geworden sind und zum Teil auch verfilmt wurden (z.B. »Die purpurnen Flüsse«).
Mit dem historischen Berlin-Thriller »Die marmornen Träume« hat er eine ganz neue Richtung eingeschlagen.
Grangé ist verheiratet und hat drei Kinder.
(Stand: 2023)
Die marmornen Träume
Ausgaben: Gebundenes Buch (02/23; 688 S.); Taschenbuch (03/24; 688 S.)
Wer schon mehr Bücher von diesem Autor gelesen hat, wird erstaunt sein, dass er sich hier einem anderen Thema zuwendet. Aber auch mit diesem historischen Thriller setzt er wieder auf außergewöhnliche Spannung, was ihm meines Erachtens auch sehr gut gelungen ist.
Er charakterisiert drei Hauptfiguren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Diese Protagonisten, die zwischen 1932 und 1942 immer wieder auftauchen, mal gemeinsam und mal auf sich allein gestellt, sind Simon Kraus (Gigolo, Psychiater, kleinwüchsig, zynisch und verbittert); Franz Beewen (Soldat, Nazi durch und durch, SS-Hauptsturmführer bei der Gestapo); Minna von Hassel (Psychiaterin, alkoholsüchtig, leitet eine Anstalt für kranke und irre Seelen).
Und doch haben sie zwei große gemeinsame Ziele: Sie möchten zum einen möglichst unbeschadet die Kriegswirren überstehen. Zum zweiten möchten sie einen mit einer Maske (die eine marmorierte Struktur aufweist), getarnten Serienmörder auffinden und unschädlich machen. Dieser Mörder sucht sich Damen der feinen Gesellschaft als Opfer aus. Aber was hat das für einen Hintergrund?
Berlin befindet sich 1939 kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Aber niemand scheint sich im Nazi-Deutschland darüber bewusst zu sein oder verdrängt die Situation, mit Ausnahme der Gestapo und der SS. Im Hotel Adlon in Berlin treffen sich die feinen Damen der Nazi-Oberen.
Schnell macht sich Angst breit, nachdem in kurzen Abständen vier weibliche Opfer ermordet aufgefunden werden, die allesamt den sogenannten Adlondamen angehörten. Sie waren alle in Behandlung bei dem Psychoanalytiker Simon Kraus und alle vier waren schwanger. Kraus verführt zwar seine Klientinnen, aber sie sind nicht von ihm geschwängert worden. Vielmehr erpresst er sie mit Geldforderungen, um so ihr Schweigen zu erkaufen. Das macht ihn verdächtig, und er gerät ins Visier der Gestapo. SS-Hauptsturmführer Franz Beween leitet die Ermittlungen und überprüft die Alibis von Kraus. Schnell stockt die Suche nach einem Verdächtigen, zumal man Kraus nichts nachweisen kann.
Der Autor legt in seinen Erzählungen immer wieder falsche Fährten, um vom wahren Mörder abzulenken. Viele Personen werden verdächtigt, die Ermittlungen laufen jedoch zunächst ins Leere.
Es ist eine Fügung des Schicksals, dass sich die Wege von Franz Beween, Simon Kraus und Minna von Hassel kreuzen. Sie schließen sich zu einem Zweckbündnis zusammen. Sie verfolgen ein gemeinsames Ziel – sie wollen den mit einer Maske getarnten Mörder – den Marmormann – überführen.
Der Plot endet im Jahr 1942 längst nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der Eroberung von Polen, wo sich Beween als Soldat nahe der Front, Kraus als behandelnder Psychiater von traumatisierten Soldaten und Minna v. Hassel in einem Lazarett für verwundete Soldaten im Kaukasus wieder vereinen. Sie verfolgen eine heiße Spur. Werden sie den Mörder vielleicht hier aufspüren und zur Strecke bringen können?
Fazit:
Mit diesem Buch hat Grangé eine neue Richtung eingeschlagen.
Seine Erzählweise ist spektakulär, er beschreibt sehr detailliert die Gräueltaten der Nazizeit, wenn auch nicht alles authentisch ist. Eine hervorragende Charakterisierung der einzelnen Figuren ist dem Autor wichtig.
Der Schutzumschlag des Buches zeigt die Silhouette einer geschundenen Frauenleiche in blutroter Farbe. Die Grafik finde ich aussagekräftig und sehr gelungen.
Der Thriller ist gut durchdacht, ein steigender Spannungsbogen wird erzeugt und es liest sich flüssig. Fünf Sterne erscheinen mir daher gerechtfertigt.
2 Kommentare:
Du gibst einen wertvollen Einblick in Handlung und Figuren. Der zeitgenössische Kontext macht diesen Thriller zu etwas Besonderem. Danke für den Tipp!
Auch hier vielen Dank für deinen Kommentar. Ich kann dieses Buch und den Autor nur empfehlen! VG
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