Montag, 5. Mai 2025

Hall, Clare Leslie – Wie Risse in der Erde

Über die Autorin

Clare Leslie Hall ist eine Bestsellerautorin und Journalistin. Nach Jahren in London zog sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern auf eine alte Farm in der betörenden Wildnis von Dorset in England. Das Haus, die Felder, die es umgeben, und die Bauern, die dort in tiefer Verbundenheit mit dem Land leben, inspirierte sie zu ihrem überragenden Roman »Wie Risse in der Erde«, mit dem sie sich noch einmal ganz neu erfindet. Er wird weltweit in 31 Ländern publiziert und wurde bereits vor seinem Erscheinen euphorisch gelobt.
(Schutzumschlag © Piper Verlag München, 2025)


Wie Risse in der Erde


Kategorie: Roman – Südwest-England, Dorset, London
Erstausgabe: Gebundene Ausgabe (04/25; 400 S.)
Schlagworte: Liebe, Leidenschaft, großes Missverständnis, Tragödie
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️/5


Ein Todesfall am Anfang

Die Geschichte beginnt im Jahr 1955 mit einem Todesfall. Erst sehr viel später wird man erfahren, wer Opfer und wer Täter ist. Die hier geschilderte Dramaturgie erzeugt gleich zu Beginn Spannung. Abwechselnd erfährt man aus der Vergangenheit und der Gegenwart dreizehn Jahre später, wie sich alles entwickelt hat.

 

Eine unerfüllte Liebe

Elisabeth (Beth) Kennedy und Gabriel (Gabe) Wolfe sind zwei junge Teenager, die sich durch Zufall begegnen. Ihre Herkunft kann nicht unterschiedlicher sein. Sie, ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen und er aus einem feinen Elternhaus. Es dauert nicht lange, und sie verlieben sich ineinander.

Tessa, die Mutter von Gabriel, ist eine Frau, deren Dekadenz kaum zu überbieten ist. Sie ist gegen diese Verbindung. Sie hält Beth für nicht standesgemäß für ihren Sohn und das sagt sie ihr auch überaus deutlich. Durch ein großes Missverständnis verändert sich alles. Der Sommer geht zu Ende und Gabriel beginnt sein Studium in Oxford. Beth bleibt auf dem Land. Am Anfang schreibt er ihr Briefe, die nach Sehnsucht und Leidenschaft klingen. Später verändert sich der Inhalt der Briefe. Sie klingen, als hätte er sie aus Pflichtgefühl geschrieben. Es ist eine Liebe, die nur einen Sommer lang Bestand hat.


Der schüchterne Junge aus der Nachbarschaft

Danach kommt die Zeit, in der sich Beth und Frank Johnson näherkommen. Er ist der gutaussehende Junge aus der Nachbarschaft, der Beth schon immer aus der Ferne bewundert hat. Sie heiraten und bekommen einen gemeinsamen Sohn. Die Ehe ist glücklich bis zu dem Tag, als der neunjährige Bobby durch einen Unglücksfall sein Leben verliert. Frank gibt sich daran die Schuld. Jimmy, der jüngere Bruder von Frank kommt nicht über Bobbies Tod hinweg.


Die alte Liebe ist nie erloschen

Dreizehn Jahre später kehrt Gabriel - inzwischen ein erfolgreicher Romanautor - wieder in seine alte Heimat zurück. Die Liebe zwischen Beth und Gabe keimt wieder auf. Beth wird dabei bewusst, dass sie nie erloschen ist. Frank hat eine Ahnung von dieser heimlichen Liebesbeziehung, nimmt es aber gleichgültig hin, getrieben von den Schuldgefühlen an Bobbys Tod. Jimmy bezeichnet seine Schwägerin als Schlampe. Er ist jähzornig und labil. Nach einer mehrstündigen Sauftour droht er damit, Gabriel umzubringen.

Frank und Gabriel sind zwei Figuren, die mit vielen Klischees behaftet sind. Frank ist der verständnisvolle und gütige Ehemann. Auf der anderen Seite Gabriel, der smarte Sonnyboy, der in Oxford studiert hat, standesgemäß geheiratet hat und später wieder geschieden wurde. Im Gegensatz dazu die bodenständige Beth, deren innere Zerrissenheit durch die Liebe zu zwei Männern deutlich erkennbar ist.


Eine hervorragende Erzählerin

Es ist der Autorin sehr gut gelungen, die verschiedenen Stimmungen einzufangen. Zu Beginn ist da die große Liebe zwischen Beth und Gabe, die abrupt zu Ende geht. Auf der anderen Seite der zunächst enttäuschte Frank Johnson, der doch noch seine angebetete Beth zur Frau bekommt. Dreizehn Jahre später die Rückkehr von Gabriel in seine alte Heimat, was bei Frank Misstrauen und bei seinem Bruder Jimmy Unmut und später Hass hervorruft.


Schuldig oder nicht schuldig

Die Geschichte knüpft wieder an den Beginn an. Wir werden von einem Prozess im zentralen Strafgerichtshof des Vereinigten Königreichs Old Bailey erfahren, wissen aber zunächst nicht, wer auf der Anklagebank sitzt. Daher bleibt es auch bis zum Schluss ein großes Geheimnis, wer Schuld an dem Todesfall mit Fremdeinwirkung trägt.


Fazit

An der epischen Geschichte hat die Autorin rund vier Jahre bis zur Fertigstellung geschrieben. Sie hat den Roman unter dem Pseudonym Clare Leslie Hall in Gedenken an ihre verstorbenen Eltern Jean Leslie und William Hall gewidmet.
Eine gelungene Symbiose zwischen Liebe, Leidenschaft, tragischen Ereignissen, einem Kriminalfall und einem Gerichtsverfahren vereint diesen Roman zu einem großen Lesevergnügen.
Eingebaute Wendungen kommen überraschend und offenbaren Dinge, die man nicht für möglich gehalten hat. Zum Ende hin spitzen sich die Ereignisse immer schneller zu. Hier war mir der Plot etwas zu rasant im Vergleich zur Erzählung davor.

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