Freitag, 3. Januar 2025

Conrath, Martin – Kohle, Stahl und Mord: Das 13. Opfer

Über den Autor

Martin Conrath ist in Neunkirchen (Saar) geboren. Nach der Schule machte er zunächst eine Ausbildung zum Schlagzeuger und tourte über 20 Jahre mit Bands und Ensembles durch Deutschland, bevor er sich dem Journalismus zuwandte und für verschiedene Zeitungen tätig war. Nebenbei arbeitete er als freier Schriftsteller und Personalvermittler und lehrte Journalismus, Stilistik und Kommunikation. Heute schreibt er Krimis und historische Romane und lebt in Düsseldorf.
(Innenseite Copyright © 2025 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg)


Kohle, Stahl und Mord: Das 13. Opfer

Kategorie: Kriminalroman – Deutschland, Ruhrgebiet
Erstausgabe: Taschenbuch (12/24; 432 S.)
Themen u.a.: Kohlebergbau, Grubenunglück, Finanzbetrug, Cold Case
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️


Das wandernde Dutzend

Vor vierunddreißig Jahren sind im Essener Kohlebergwerk Wilhelmshöhe, Schacht Ludwig V bei einem Grubenunglück zwölf Kumpel verschüttet worden und bis heute nicht wieder aufgetaucht. In besagtem Schacht in 1.000 Meter Tiefe (!) soll nun ein Besucher-Bergwerk entstehen. Eine aberwitzige Idee, wie ich finde.


Denn riesige Pumpen müssen ständig das nachlaufende Grundwasser abpumpen. Der Bergmann Werner Flemming, der damals bei dem Grubenunglück dabei war und als einer der wenigen gerettet wurde und ein junger Elektrotechniker fahren in den Schacht ein, um die Elektronik zu überprüfen.

Der Berg ist in ständiger Bewegung – ein schlechtes Omen. Dann kommt es zu einem Wassereinbruch. Plötzlich werden die Skelette der vermissten zwölf Kumpel freisgespühlt. Zusätzlich taucht der Schädel eines weiteren Opfers auf. Und dieses Opfer wurde definitiv ermordet, worauf ein Einschussloch in seinem Schädel hinweist.

Ein Fall für die Essener Mordkommission, die in diesem Cold Case ermittelt. Die Ermittlungen werden von Kriminalhauptkommissarin Elin Akay geleitet. Ihr zur Seite steht ihr Partner Kriminaloberkommissar Holger Sieburg und ihre Freundin Dr. Jana Fäller, eine forensische Psychiaterin und Psychotherapeutin. Da ihr Vater selbst Bergmann war, hat sie einen guten Draht zu den Kumpeln.

Was gibt es für Hinweise, um diesen Mord aufzuklären? Entweder war der Mörder kein Bergmann und wusste nicht, welche Gefahr durch einen Schuss in einem Stollen entstehen kann oder der Mörder war ein Bergmann und hat das Opfer außerhalb des Bergwerks erschossen und danach in den Stollen gebracht. Der Autor legt mehrere Spuren auf mögliche Täter. Sie alle haben ein Motiv. Es gibt Hinweise darauf, dass die Bergarbeiter durch ein »windiges« Finanzgeschäft eines Betrügers ihr gesamtes Erspartes verloren haben. Das hat der Handlung zusätzlich Spannung verliehen.

Die Schilderungen von Martin Conrath sind realistisch und glaubwürdig, wenn man einmal von der Idee mit dem Besucherbergwerk absieht. Die Handlungen sind detailliert aufeinander abgestimmt. Was mir weniger gefallen hat sind längere Erzählpassagen aus den privaten Bereichen der betroffenen Personen, die das Geschehen meines Erachtens unnötig in die Länge dehnen.

Der Autor hat die Figuren von Elin und Jana mit sehr viel Empathie ausgestattet. Jana Fäller ist sehr besorgt um ihre Mutter, da die ihren Mann und Jana ihren Vater bei dem Grubenunglück verloren hat. Elin Akay und ihr Partner Holger Sieburg verstehen sich sehr gut. Ebenso wichtig sind Conrath Details. Das sieht man u.a. daran, dass er die zwölf verunglückten Bergleute mit Vor- und Nachnamen aufführt.

Die überwiegende Zahl der Kapitel erzählen aus der Gegenwart. Dazwischen erfahren wir in unregelmäßigen Abständen, was sich in der Vergangenheit der Jahre 1988/89 zugetragen hat. Bleiben wir in der Gegenwart, reihen sich die Kapitel nahtlos aneinander an. Geschieht ein Wechsel in die Vergangenheit, so endet das vorhergehende Kapitel mit einem Cliffhanger.

Laut Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon) soll es sich bei diesem Buch um den Auftakt einer neuen Krimireihe handeln. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Obertitel »Kohle, Stahl und Mord« lautet. »Stahl« spielt vielleicht in einem noch zu erscheinenden Buch eine Rolle, hier aber definitiv nicht.


Fazit

Dieser Kriminalroman aus dem Herzen des Ruhrgebiets ist mit viel Lokalkolorit ausgestattet. Außerdem hat der Autor mittels gründlicher Recherchen über die Arbeit und Gefahren unter Tage geschrieben (bspw. erfährt man mehr darüber, was eine Schlagwetterexplosion ist). Laut seiner Biografie ist er fernab von dem Leben dieses Berufszweiges. In einem Nachwort des Autors erfahren wir allerdings, dass er sehr gute Verbindungen zum Bergbau-Milieu hat.
Die Unterschiede zwischen Kriminalroman und Thriller sind in diesem Buch klar herausgearbeitet (ein Verbrechen steht im Mittelpunkt – wer war es, warum und wie ist es geschehen, wie erbringt man den Nachweis).
Aber für einen Kriminalroman wird mir zu viel »gemenschelt« (Bsp.: der fürsorgliche Umgang zwischen Elin und Jana steht beim Aufeinandertreffen der Beiden immer im Mittelpunkt).
Der Plot ist in sich stimmig und entwickelt zum Ende hin eine Sogwirkung. Es kommen Dinge ans Tageslicht, die man so nicht vermuten konnte. Von mir gibt es vier Sterne.

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