Donnerstag, 3. April 2025

Cross, Ethan – Racheritual (B. Kincaid, 1)

Über den Autor

Ethan Cross bereicherte die Welt der fiktiven Serienkiller um ein ganz besonderes Exemplar: Francis Ackerman, der in zahlreichen Bestsellern die Leserinnen und Leser um ihren Schlaf brachte und zugleich mit seiner Brillanz beeindruckte. Nun schickt Ethan Cross mit Baxter Kincaid einen neuen Ermittler ins Feld, der sich auf Täter spezialisiert hat, die ihre Taten aus heidnisch-religiösen Glaubensüberzeugungen begehen. Ethan Cross lebt mit seiner Familie in Illinois.
(Klappentext © Piper Verlag München)


Racheritual


Kategorie: Thriller – USA, Kalifornien, San Francisco
Erstausgabe: Paperback (01/25; 496 S.)
Schlagworte: Nordische Mythologie, Wikinger, Berserker, Nahtoderfahrung
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️/5


Eine neue Reihe

Francis Ackerman jr. ist Geschichte. Man darf gespannt sein, ob es dabei bleibt. Ethan Cross hat einen neuen Ermittler zum Leben erweckt. Baxter Kincaid heißt nun der Protagonist und ist Privatermittler. An seine Seite hat der Autor die unerschrockene und kampferprobte Corin Campell gestellt.

Die »Odin Society«

Der Thriller besteht sowohl aus zwei Zeit- als auch aus zwei Handlungsebenen. Wir befinden uns zu Beginn der Thematik neun Jahre vor der aktuellen Zeitrechnung. Steinar Hagen ist Professor für skandinavische Kulturwissenschaften, der aus einer norwegischen Unternehmerfamilie stammt. Hagen hegt immer noch einen Groll über die blutige Zwangskonvertierung Norwegens vom Paganismus (Heidentum) zum Christentum. 

Er ist Vorsitzender der »Odin Society« – eine Vereinigung, dessen Mitglieder über nordische Mythen reden. So ist zumindest die offizielle Lesart. Die Lehre über skandinavische Kulturwissenschaften hat aber offenbar seinem Verstand geschadet.


Ein Jünger Odins

Als Steinar Hagen noch klein war, hatte ihm einer der Älteren der Vereinigung prophezeit, dass er eines Tages ein großer Berserker-Anführer werden würde. Das hatte er als seine Berufung aufgefasst und deren Sitten und Gebräuche verinnerlicht. Seit jeher hat er sich als ein Jünger Odins verstanden.

Die Anhänger der Wikingerkultur wurden gemäß alten Traditionen in die Gegenwart versetzt. Ihr Glaubenssystem wirkt in der heutigen Zeit brutal. Die Verflechtung von germanischer Mythologie und Gegenwart ist eine der Stärken dieses Thrillers, wenn diese Vermischung auch als verwirrend empfunden werden kann.

Hagen pflegt das Brauchtum der Wikinger und lebt diese Bräuche - er ist nahezu besessen. Seine beiden Söhne Magni und Modi hat er nach den Söhnen des germanischen Gotts Thor genannt. Magni ist hinterlistig und brutal ganz im Sinn seines Vaters und der Vereinigung. Modi ist genau das Gegenteil von seinem Bruder, lässt sich aber von Magni stark beeinflussen und zu Handlungen hinreißen, die ihm anschließend leidtun. Auf seine Tochter Freya ist Hagen senior nicht stolz, denn er hätte sich lieber noch einen Sohn gewünscht. Freya unternimmt aber alles, um ihrem Vater zu imponieren. In ihr steckt ein verborgenes Gewaltpotential.

Zur Aufnahme in die »Odin Society« gehört ein Berserker-Ritual, wobei Odin ein Opfer gebracht werden muss. Das ist die Grundlage dessen, was man im weiteren Verlauf der blutigen und brutalen Realitäten dieser Vereinigung erfährt. Die Art der Darstellung und der rohe Sprachgebrauch könnte die Meinungen dazu spalten.


Ein Opfer stellvertretend für alle anderen Opfer

Der obdachlose Jamar Evans steht für die vielen Opfer, die als Opfergabe an Odin gebracht werden von durch Drogen berauschte Berserker im Glaubenswahn. Jamar träumt von einem besseren Leben und bangt dabei zwischen Hoffnung und Perspektivlosigkeit.


Im Visier der Ermittler

Baxter Kincaid und sein Partner Terry Callahan vom Morddezernat des San Francisco Police Department ermitteln in ungelösten Mordfällen, die mit bestialischer Gewalt ausgeführt wurden. Sie bekommen Hinweise, die zu einem möglichen Täter führen. Anhand der vorliegenden Beweise wird dieser festgenommen und zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Daraufhin werden Baxter und Terry Opfer eines Attentats, wobei Terry fast zu Tode kommt. Die beiden quittieren anschließend den Polizeidienst.


Neun Jahre später

Baxter Kincaid ist mittlerweile privater Ermittler und leitet zusammen mit Corin Campbell eine Detektei. Die beiden Figuren hat Cross mit Tiefgang gezeichnet, was sowohl die Stärken als auch deren Schwächen betrifft. Ex-Detective Baxter, der sich ab und zu eine Line Koks zieht, ist ein Gutmensch und sucht nach Möglichkeit immer nach einer gewaltfreien Lösung ohne Waffen. Corin ist genau das Gegenteil. Sie geht keiner Konfrontation aus dem Weg und ist knallhart in ihrer Vorgehensweise. Baxters ehemaliger Partner Terry fühlt sich nach seiner Nahtoderfahrung geläutert und ist jetzt als Seelsorger tätig. In einer weiteren Nebenrolle neben Terry erscheint die suspendierte FBI-Ermittlerin Isodora Davis. Diese beiden Personen haben keine tragenden Rollen.


Wer ist der ominöse »Ravenkiller«?

Weitere Ritualmorde versetzen die Bevölkerung von San Francisco in Angst und Schrecken. Alle Opfer weisen eindeutig auf den »Ravenkiller« als Täter hin. Ihnen wurden symbolisch zwei Raben in die Stirn geritzt. In der nordischen Mythologie sind Hugin und Munin die beiden Raben Odins. Wer verbirgt sich hinter dem »Ravenkiller«?


Fazit

Dieser Thriller ist äußerst brutal und nichts für schwache Nerven. Viele Grausamkeiten hat der Autor in die Handlung eingebaut.
Merkwürdige und schräge Ermittlertypen wie Baxter Kincaid und seine Partnerin Corin Campbell treffen auf Personen, die dem Brauchtum der Wikinger verfallen sind. Allen voran der Exzentriker Steinar Hagen.
Die beiden Handlungsebenen springen kapitelweise zwischen den Mitgliedern der »Odin Society« und dem Protagonisten Baxter Kincaid und den dazugehörigen Figuren. Cliffhanger halten die Spannung hoch.
Obwohl mich dieses Buch nicht restlos überzeugen konnte, sehe ich Potential. Man darf gespannt sein, wie sich die Reihe weiterentwickelt.

Montag, 24. März 2025

Cavanagh, Steve – Die Komplizin (E. Flynn, 7)

Über den Autor

Steve Cavanagh wuchs in Belfast auf und zog mit 18 Jahren nach Dublin, wo er Jura studierte.
Er arbeitete als Tellerwäscher, Türsteher, für einen Sicherheitsdienst und als Call-Center-Agent, bevor er einen Job bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast ergatterte.
In seiner irischen Heimat machte sich Steve Cavanagh als erfolgreicher Bürgerrechtsanwalt einen Namen und war in zahlreiche prominente Fälle involviert.
Mittlerweile konzentriert er sich ganz auf seine Arbeit als Autor, nachdem ihn seine Thrillerserie um Eddie Flynn zu einem der erfolgreichsten internationalen Spannungsautoren gemacht hat.
(Klappentext © 2025 Goldmann Verlag)


Die Komplizin


Kategorie: Thriller – USA, New York
Erstausgabe: Paperback mit Klappentext (02/25; 480 S.)
Schlagworte: Serienmörder, Sand, Strafverteidiger, Kreuzverhör
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️/5


Fortsetzung der Kultreihe

Dies ist bereits der siebte Justizthriller des irischen Schriftstellers Steve Cavanagh. Er ist ein Meister der Erzählkunst. Das fällt schon beim Einstieg in diesen Thriller auf. Er überrascht immer wieder mit neuen Ideen und häufigen Perspektivwechseln. Cavanaghs Bücher machen süchtig. Er schreibt einfach in einer anderen Liga.

Der »Sandmann«

In diesem Fall geht es um einen Serienmörder, der ganz New York in Angst und Schrecken versetzt. 17 Opfer gehen mittlerweile auf sein Konto. Der »Sandmann«, wie er sich selbst nennt, entfernt nach den Morden die Augen seiner Opfer und füllt die leeren Augenhöhlen und Münder mit Sand. Die Augen nimmt er mit. Was steckt dahinter? Einer Legende folgend soll der Sand sicherstellen, dass die Opfer nie mehr aufwachen und mögliche Spuren verwischt werden.

Die Psyche eines Serienmörders ist komplex. Diese Menschen sind oft von Selbstverachtung getriebene Narzissten. Sie sind in der Lage, ein Doppelleben zu führen: Auf der einen Seite ein Mörder, der wahllos seine Opfer aussucht und Lust zum Töten hat. Auf der anderen Seite ist so jemand in der Lage, einem geliebten Menschen nahe zu stehen.


Komplizin oder unschuldig

Das FBI fahndet fieberhaft nach dem Mörder. Es gibt keine Verbindungen zwischen den Opfern. Es handelt sich überwiegend um alleinstehende Personen, Männer wie Frauen. Bei der Hausdurchsuchung des mutmaßlichen Mörders findet man stichhaltige Indizien, die seine Frau Carrie schwer belasten. Ein Jahr danach steht sie als Komplizin des »Sandmanns« vor Gericht.

Carrie hat ein Tagebuch geführt, das später dem Gericht als Beweisstück vorliegt. Auszugsweise erfährt man in fünf verschiedenen Passagen aus ihren Aufzeichnungen, wie sie den »Sandmann« nahezu vergöttert. Sie schreibt auch über die Morde und den Schmuck, den ihr der »Sandmann« geschenkt hat. Gleiche Schmuckstücke von den Opfern sind verschwunden. Sie sieht keine Verbindung darin. Ist sie so naiv oder verbirgt sie etwas?


Das Team

Eddie Flynn und sein »Ermittlerteam« übernehmen die Verteidigung von Carrie, da sie von ihrer Unschuld überzeugt sind. Flynn tritt im Gegensatz zu den anderen Figuren als Ich-Erzähler in Erscheinung. Außer Flynn ist sein bewährtes Team wieder mit dabei, die wir schon in den vorhergehenden Fällen kennengelernt haben: seiner Kanzleipartnerin Kate Brooks, dem Richter Harry Ford a.D. und der ehemaligen Polizistin Melissa Bloch. Sie alle könnten vom Charakter her nicht unterschiedlicher sein, aber funktionieren miteinander äußerst effektiv.

Melissa erhält bei ihren Ermittlungen dieses Mal Unterstützung von Gabriel Lake. Er ist schwer durchschaubar und verfolgt ganz eigene Ziele. Eigentlich ist er ein Killer, der die aufgespürten Mörder an Ort und Stelle richten möchte. Das hat dem ehemaligen Polizisten auch den Job gekostet. Die Figur bringt frischen Wind ins Team. Man darf gespannt sein, ob er in folgenden Bänden der Reihe wieder mit von der Partie ist.

An die dunkle Vergangenheit von Eddie als Taschendieb wird auch wieder erinnert, als er Unterstützung von Jimmy »The Hat« Fellini bekommt. Mit dem Mafiaboss ist Eddie befreundet, seit sich einmal ihre Wege gekreuzt haben.

Die Sympathien liegen aber eindeutig auf der Seite von Flynn und seinem Ermittlerteam. Im Gegensatz dazu steht der »Sandmann«, der gesuchte Serienmörder. Dieses »Monster« hasst man für seine abartigen Taten. Diese Stimmungen hat Cavanagh sehr gut eingefangen.


Nicht nur ein Justizthriller

Man erfährt wieder einiges über das amerikanische Justizsystem und wie u.a. die Verteidigung eines Mandanten aufgebaut ist. Bei einem Kreuzverhör gibt es mögliche Angriffsflächen, wie man die Glaubwürdigkeit eines Zeugen des Staatsanwalts in Zweifel ziehen kann. Diese wendet Flynn meisterhaft an in diesem Prozess, um die Aussagen der Zeugen der Anklage zu entkräften.

Trotzdem ist dieses Buch kein ausgesprochener Justizthriller. Es gibt zwar Szenen vor Gericht, aber der Schwerpunkt liegt auf den Ermittlungen zu den Taten. Aber das wertet diesen clever und temporeich konstruierten Thriller keineswegs ab.


Fazit

Der Schreibstil ist flott, temporeich und leicht verständlich. Es kommt keine Langatmigkeit beim Lesen auf. Die Kapitel sind meistens kurzgehalten. Sie sind aus der Sicht der jeweiligen Person, um die es geht, mit deren Namen überschrieben.
Cavanagh versteht es, die Spannung am Kapitelende auf die Spitze zu treiben, und es dann mit einem Cliffhanger enden zu lassen.
Es gibt Passagen zum Schmunzeln, was zu bester Unterhaltung führt.
Plot-Twists und eine unerwartete Auflösung heben den Thriller noch einmal auf einen höheren Level. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen Pageturner.


Donnerstag, 13. März 2025

Schönberger, Jonas – Genesis

Über den Autor

Jonas Schönberger, geboren 1998 in Kempten, veröffentlichte 2019 mit »Das Prager Trauma« seinen ersten Roman. Nach »Engel über Berlin« 2021 folgt nun sein drittes Buch.
Schönberger ist Gründungsmitglied bei 1iOLabs, einem Tech-Startup das sich für eine faire, sichere und nachhaltige Zukunft in der digitalen Welt einsetzt.
(Schutzumschlag © BoD – Books on Demand, 2024)


Genesis


Kategorie: Thriller – Weltweit
Erstausgabe: Gebundenes Buch (11/24; 590 S.); Taschenbuch (11/24; 468 S.)
Themen u.a.: Digitalisierung, Datenmissbrauch, Spionage, Terrorismus
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️/5


Der Autor

Als mich Jonas Schönberger gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, seinen Thriller zu lesen und zu rezensieren, musste ich nachdenken. Ein Tech-Thriller hat bisher noch nicht mein Interesse geweckt. Aber da meine Neugierde überwog, habe ich zugestimmt.

Es ist unglaublich und beängstigend, wie man die Privatsphäre von Menschen infiltrieren kann. Über all diese Gefahren, Hintergründe und mögliche Lösungen schreibt der Autor in seinem sowohl fiktiven als auch visionären Thriller. Er greift hier ein sehr aktuelles und brisantes Thema auf.


Ein Containerschiff mit brisanter Ladung

Das Buch ist in drei Teile untergliedert. Teil 1 ist überwiegend dynamisch und spannungsgeladen geschrieben. Die Kapitel sind kurzgehalten. In diesem Teil legt der Autor das Augenmerk auf ein Containerschiff im nordöstlichen Pazifik. Die gesamte Steuerung der SLS Tokio wird blockiert, was zur Folge hat, dass das Schiff manövrierunfähig ist. Terroristen kapern das Schiff und bringen es in ihre Gewalt.

Sie haben es auf die Ladung abgesehen. Die SLS Tokio ist kein gewöhnliches Containerschiff, sondern ein schwimmendes Rechenzentrum mit riesigen Datenmengen. Aber warum ist ein Containerschiff mit einer solch brisanten Ladung an Bord unterwegs?

Verschiedene komplexe Handlungsstränge sorgen für Verwirrung, da sie scheinbar parallel zueinander laufen, ohne dass man einen Zusammenhang erkennen kann. Häufig wechseln sowohl die Handlungsorte, die Zeiträume und die Perspektiven.


Die Idee und was dahintersteckt

Der zweite Teil ist längst nicht so dynamisch einhergehend mit einem Spannungsabfall. Hier geht es schwerpunktmäßig um drei junge Studenten, die in einer Eliteuniversität in Montreux in der Schweiz studieren. Der hochintelligente amerikanische Student Adam Volt mit einem leichten Asperger-Syndrom erkennt die Gefahr der Cyberkriminalität und will eine Technologie zur Datenhaltung in dezentral verteilten Netzwerken entwickeln. Diese sogenannte Blockchain ist eine Kette, in der die einzelnen Datenblöcke aneinandergereiht werden. Der erste Block in der Kette ist der sogenannte Genesis-Block. Vieles in diesem Teil ist überaus technisch und abstrakt.

Adam Volt weiht seine Kommilitonen Junichiro Hisoka und Vadim Orlov ein und bittet sie um Unterstützung, da er für Testzwecke mehr Rechenleistung benötigt. Das stellt sich allerdings im weiteren Verlauf als eine toxische Verbindung heraus. Denn sowohl der Vater des Japaners als auch der Onkel des Russen verfolgen andere Ziele, da sie Kenntnisse von den gestohlenen Daten haben. Kazumasa Hisoka leitet ein großes Softwareunternehmen und Dimitri Orlov möchte mit unsauberen Methoden an möglichst viel Kapital gelangen. Sie haben kein Interesse an einem Programm
für Datensicherheit.


Was ist mit der SLS Tokio passiert

Der dritte Teil befasst sich u.a. mit der Vorgeschichte zur feindlichen Übernahme der SLS Tokio, die wir in Teil 1 erfahren haben. Es kommt zu heftigen Kämpfen zwischen den Terroristen und der Besatzung, in deren weiterem Verlauf die SLS Tokio samt Besatzung sinkt, es gibt keine Überlebenden. Zuvor hat man die Daten auf Server außerhalb des Schiffes übertragen.

Die gestohlenen Daten werden meistbietend an Broker versteigert. Dazu werden insgesamt 20 Datenpakete geschnürt, die Millionenerträge einbringen. Es geht darum, radikale und weltweite Veränderungen im digitalen Bereich, in der Politik, der Wirtschaft, der Gesellschaft und den Medien zu erzielen. Des Weiteren ist dieser Teil von wilden Verfolgungsjagden geprägt.


Fazit

Ein solch umfangreiches Werk mit 586 Seiten und in einem sehr kleinen Schriftsatz verfasst, stellt beim Lesen eine Herausforderung dar. Man kann es nur erahnen, welch immenser Zeitaufwand und Recherche in diesem Werk steckt.
Diesen Tech-Thriller, der Kreise bis in die Politik zieht, kann man durchaus als eine dystopische Erzählung wahrnehmen. Hier wird eine nicht wünschenswerte Gesellschaftsordnung dargestellt, die so hoffentlich nie eintritt.
Zu viele Figuren mit unterschiedlichen Perspektiven wurden in die Handlung gepackt, was das Buch unübersichtlich erscheinen lässt. Hier wäre weniger mehr gewesen. Alles in allem konnte mich das Setting nicht ganz überzeugen.

Donnerstag, 27. Februar 2025

Tudor, C. J. – Die Kolonie

Über die Autorin

C. J. Tudor wuchs in Nottingham auf, wo sie auch heute mit ihrem Lebensgefährten und ihrer Tochter lebt.Ihr erster Thriller »Der Kreidemann« sorgte international für Furore und wurde in 40 Länder verkauft.Auch ihre nachfolgenden Thriller, alle im Goldmann-Verlag erschienen, waren große SPIEGEL-Bestsellererfolge.
(Klappentext © Goldmann-Verlag München, 2025)


Die Kolonie


Kategorie: Thriller – USA, Alaska
Erstausgabe: Paperback mit Klappentext (01/25; 480 S.)
Themen u.a.: Vampirismus, Horror, Keulung, Transformation
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️


Unerwünschte Bewohner

Wie schon in ihrem vorangegangenen Thriller »Survivor« mit den Aussätzigen gibt es auch hier eine Gruppe von Personen, die niemand in der Nähe haben möchte. In der Kolonie einer ehemaligen Bergbausiedlung leben Vampire – die sogenannten »Untoten«. Tudor bündelt hier Horror, Thriller und Fantasy zusammen.


Fünfundzwanzig Jahre ist es her, dass in Deadhart ein minderjähriger Junge Opfer eines Mordes wurde. Die Spuren an seiner Leiche gaben Hinweise auf ein bestimmtes Täterprofil. Schnell war für die Einwohner klar, wer dahintersteckt. Sie machten kurzen Prozess mit den Vampiren. Drei von ihnen wurden getötet und der Rest verschwand aus der Gegend.


Ein düsterer Ort in der alaskischen Taiga

Deadhart ist eine Kleinstadt mit 673 Einwohnern in der alaskischen Taiga. Es ist ein strenger Winter und die Gegend ist eingeschneit. Die Tage werden kaum hell und der düstere Ort ist so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten. Die Begebenheiten hat die Autorin gut eingefangen. Und da ist noch diese Vampirkolonie unweit der Kleinstadt, die sich mittlerweile wieder hier angesiedelt hat.

Nun wird wieder ein Junge tot aufgefunden und der Mord erinnert an die Tat von damals. Sowohl das damalige als auch das aktuelle Opfer haben auffällige Ähnlichkeiten: Beide Jungen waren sehr schlank, blond und besaßen ein offenes, ungezwungenes Lächeln – kann das ein Hinweis auf den Täter sein?

Die forensische Vampiranthropologin Dr. Barbara Atkins soll den mysteriösen Mordfall in Deadhart untersuchen und aufklären. Atkins arbeitet normalerweise als Detective bei der New Yorker Mordkommission.


Die Einwohner wollen die Vampire vernichten

Die Stimmung in dem Ort ist aufgeheizt. Jeder kennt hier jeden und für die Einwohner ist schnell klar, wer den Jungen auf dem Gewissen hat. Man ist nicht davon begeistert, dass Atkins in dem Fall ermittelt, selbst der zuständige Sheriff Nicholls ist eher auf der Seite der Einwohner. Seine Ermittlungen sind daher oberflächlich, da für ihn der Fall klar ist. Unverständnis und Hass schlagen Atkins entgegen. Sie will den Fall aber nicht so schnell abschließen. Sie arbeitet gewissenhaft und geht jeder Spur nach, auch wenn sie noch so unbedeutend erscheint. Trotzdem wird keine detaillierte Ermittlungsarbeit beschrieben, was dem Plot zugutekommt.

Für Atkins ist es nicht erwiesen, dass der Mörder ausschließlich unter den Vampiren zu suchen ist. Sie hat in gewisser Weise sogar etwas Sympathie für die Untoten, was aus ihrer Zeit als Jugendliche herrührt. Die Vampire werden hier auch keineswegs als blutrünstige Monster dargestellt.


Transformationsprozess

Als Sheriff Nicholls infolge eines Unfalls ausfällt, erhält Atkins Verständnis und Unterstützung von dessen Vorgänger Tucker. Am Rande erfährt man, dass Tucker durch einen Vampirbiss infiziert wurde.

Die Grenze zwischen normalen Menschen und Vampiren ist nicht klar gezogen. Außer Tucker wurden weitere Personen durch Vampirbisse transformiert – eine Umwandlung zu Vampiren ist erfolgt.


Wer hat »Leichen« im Keller?

Vampire spielen in diesem investigativen Thriller nur eine untergeordnete Rolle. Der Fokus liegt auf einzelnen Bewohnern der Kleinstadt, die vom Charakter und den Handlungen her gruselig und feindselig erscheinen. Ein Bewohner hat ähnlich einem Jäger von Wildtieren ausgestopfte Vampirköpfe an der Wand hängen. Der Arzt Dr. Dalton handelt mit menschlichem Blut und Vampirartefakten und wird dabei von dem Lehrer Mowlam unterstützt. Das macht die Beiden mindestens genauso verdächtig wie die Vampire.


Fern von jeder Realität

Als wenn die erfundene Geschichte mit der Vampirkolonie nicht schon unrealistisch genug wäre, werden zusätzlich Begriffe wie »Keulungen«, »Artenschutz« und »Transformation« in Verbindung mit den Vampiren genannt. Den Begriff »Keulung« kenne ich lediglich in Bezug auf Tiere. Zum Ende hin kommt es zu einer Auflösung, die konstruiert und nicht stichhaltig wirkt.


Fazit

Minderheiten leben gefährlich. Für diese Personengruppe gibt es kein Verständnis und sie werden von der Gesellschaft ausgegrenzt. Soll das die Botschaft sein, die uns Tudor in diesem Thriller vermitteln will? Die Autorin lässt wie in den vorangegangenen Thrillern ihrer Fantasie freien Lauf und baut dabei jede Menge Horroreffekte ein. Trotzdem konnte mich das Setting nicht überzeugen.
Die Story beginnt spannend und vielversprechend. Im weiteren Verlauf fehlte mir allerdings die Spannungssteigerung. Die Handlung flacht ab. Bis zum Schluss bleibt die Frage offen, ob es eine Verbindung zu dem Mord von vor 25 Jahren an Todd und dem aktuellen Mord an Marcus gibt.
Tudor entwickelt sich mit ihren Büchern immer mehr zum weiblichen Pendant zu Stephen King. Auf mich hat der Plot wie eine krude Story mit skurrilem Inhalt gewirkt. Die großen Spannungsmomente habe ich vermisst. Deshalb gibt es von mir nur drei von fünf Sternen.

Montag, 17. Februar 2025

Grisham, John – Bestechung

Über den Autor

John Ray Grisham Jr. wurde 1955 in Jonesboro, Arkansas geboren. Er ist ein US-amerikanischer Bestseller-Autor, Rechtsanwalt und demokratischer Politiker. Er schreibt primär Justizthriller und Kriminalromane.
1991 gab Grisham seinen Beruf als Anwalt und seine politischen Ämter auf, um nur noch als Schriftsteller zu arbeiten.
1996 kehrte Grisham als Anwalt in den Gerichtssaal zurück und erstritt für seine Mandanten Schadensersatz in Höhe von 683.500 US-Dollar – der höchste Urteilsspruch seiner anwaltlichen Karriere.
Grisham lebt zusammen mit seiner Familie auf einer Farm in Oxford, Mississippi, und einer Plantage in der Nähe von Charlottesville, Virginia.
(Quelle: Wikipedia auszugsweise, 2025)


Bestechung


Kategorie: Kriminalroman, Justiz – USA, Florida
Erstausgabe: Taschenbuch (04/22; 464 S.)
Themen u.a.: Korruption, Bestechung, Whistleblower, Komplott
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️


Eine Berufsaufsicht über Richter

Ein Korruptionsfall ungeahnten Ausmaßes beschäftigt das Board on Judicial Conduct (BJC). Das Board ist eine Berufsaufsicht über Richter in Florida und tritt in Erscheinung, wenn der Verdacht auf standeswidriges Verhalten besteht. Die Anwälte Lacy Stoltz und Hugo Hatch nehmen die Ermittlungen auf. Das BJC kann lediglich ermitteln ohne weitere Befugnisse. Stellen sich Anschuldigungen als wahr heraus, muss das FBI den Fall übernehmen.


Lacy und Hugo sind nicht nur beruflich miteinander verbunden. Sie treffen sich auch oft bei privaten Anlässen. Während Lacy alleinstehend lebt, ist Hugo verheiratet und hat vier Kinder. Insbesondere die Verbindung zwischen Lacy und ihrem Bruder Gunnar finde ich suspekt. Er mischt sich in die Ermittlungen ein. Die Figuren und deren Beziehungen zueinander sind mir aus privater Sicht gesehen zu ausführlich beschrieben. Die Figur von Gunnar wirkt für meine Begriffe überzeichnet.

 


Der Whistleblower

Ramsey Mix, ehemals Rechtsanwalt, dem die Lizenz entzogen wurde und der eine Zeitlang im Bundesgefängnis saß, nimmt Kontakt zu den beiden Ermittlern vom BJC auf. Bei nachfolgenden Treffen nennt er sich plötzlich Greg Myers. Der Whistleblower möchte aus Angst unerkannt bleiben und liefert Fakten über einen Mittelsmann an Myers. Fakten, die die amtierende Bezirksrichterin Claudia McDover der Bestechlichkeit beschuldigen und das, obwohl McDover einen tadellosen Leumund hat.

Es wird vermutet, dass der Whistlerblower in irgendeiner Beziehung zu der Richterin steht. Nur so kann die Person an die Informationen gelangen. Whistleblower leben gefährlich. Das hätte man noch genauer herausarbeiten können.


Eine Spur führt zum indigenen Stamm der Tappacola

Die Spuren lassen sich zurückverfolgen bis zu dem Kasino Treasure Key, dass von dem indigenen Stamm der Tappacola betrieben wird. Indigene Kasinos sind Spielbanken, die unabhängig von der Kontrolle der Bundesregierung der USA betrieben werden. Alle Kasinos in Florida werden von Indigenen geführt und sichert den Ureinwohnern in den Vereinigten Staaten das Recht zu, sich selbst zu verwalten und zu regieren. Sie können eigene Gesetze erlassen, die den Rechten der Bundesstaaten widersprechen. Das hat Grisham sehr gut beschrieben.

Ein Verbrechersyndikat terrorisiert das Reservat und kontrolliert das Kasino. Ihnen kommt dabei zugute, dass die Tappacola wegen des Glücksspiels zerstritten sind. Lacy und Hugo werden in eine Falle gelockt und sie merken viel zu spät, dass die Ermittlungen eine Nummer zu groß für sie sind. Ein Unfall mit verheerenden Folgen macht dies deutlich.

In besagtem Kasino verschwinden pro Jahr mindestens acht Millionen Dollar spurlos. Am profitabelsten dabei ist der Blackjack-Tisch mit der Box Nummer BJ-17. Es besteht der Verdacht, dass sich die Richterin und der Boss des Verbrechersyndikats Vonn Dubose das Geld unter sich aufgeteilt haben.


Sitzt ein Unschuldiger in der Todeszelle?

In einem zweiten Handlungsstrang geht es um einen gewissen Junior Mace. Er soll seinen besten Freund Son Razko und seine Frau Eileen in flagranti erwischt und erschossen haben. Die beiden Freunde hatten gemeinsam einen Widerstand gegen den Bau des Kasinos angeführt. Aufgrund der Indizien wurde Mace vor Gericht zum Tode verurteilt. Es war der erste Mordprozess, bei dem Richterin McDover den Vorsitz innehatte und Mace zum Tode verurteilt. Dabei taucht die Vermutung auf, dass der Prozess von McDover gezielt gesteuert wurde, um die wahren Täter zu decken.


Fazit

Wer bei diesem Buch einen Justizroman erwartet mit Gerichtsverhandlung, Geschworenen-Jury sowie Anklage und Verteidigung, kommt hier nicht auf seine Kosten. Im Fokus steht eine angeblich korrumpierte Bezirksrichterin, die durch einen Whistleblower zu Fall gebracht werden soll.
Bei diesem Roman handelt es sich um eine fiktive Erzählung, die uns interessante Details mit einem wahren Hintergrund liefert; so z.B. in welchen Fällen die Berufsaufsicht für Richter tätig wird, was es mit den indigenen Kasinos auf sich hat und wie sie funktionieren und dass diese Reservate ihre eigene Executive haben. Auch das Whistleblower-Gesetz und was dahintersteckt, wird angesprochen.
Die großen Spannungsmomente fehlen in diesem Roman. Man tut sich zu Beginn schwer, in die Story einzutauchen und den Faden aufzunehmen. Irgendwann ist man dann drin in der Erzählung und wartet auf eine Überraschung – vielleicht sogar eine grundlegende Wendung. Die tritt mit einer Ausnahme aber nicht ein. Allerdings bleiben am Ende auch keine Fragen offen. Ich vergebe drei von fünf Sternen.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Wahl, Caroline – Windstärke 17

Über die Autorin

Caroline Wahl wurde 1995 in Mainz geboren und wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie hat Germanistik in Tübingen und Deutsche Literatur in Berlin studiert. Danach arbeitete sie in mehreren Verlagen. 2023 erschien ihr Debütroman »22 Bahnen« bei DuMont, für den sie mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis, dem Grimmelshausen-Förderpreis und dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde. Außerdem wurde »22 Bahnen« Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels 2023. Caroline Wahl lebt in Rostock.
(Einbandtext © 2024 DuMont Buchverlag, Köln)


Windstärke 17


Kategorie: Familienroman – Deutschland, Rügen
Erstausgabe: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag (05/24; 256 S.)
Themen u.a.: Wut, Traumabewältigung, Perspektivlosigkeit, Sehnsucht
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️


Die Sehnsucht nach Geborgenheit

Das Leben von Tilda und Ida hat sich weiterentwickelt. Es sind einige Jahre vergangen. Wie schon in Caroline Wahls erstem Buch gibt es Parallelen. Zum einen spielt Wasser wieder eine große Rolle. Während es bei »22 Bahnen« das Schwimmbad war, ist es jetzt bei Ida die Ostsee. Zum anderen spielen männliche Bezugspersonen eine große Rolle. Bei Tilda ist es Viktor, den wir schon bei »22 Bahnen« kennengelernt haben und bei Ida ist es Leif.


Idas ältere Halbschwester Tilda hat ihre Mathematik-Professur erfolgreich abgeschlossen und Viktor geheiratet. Zusammen sind sie mit den Zwillingen Niko und Vana nach Hamburg gezogen. Sie bietet Ida an, zu ihnen zu ziehen.

Ida will aber ihre alkoholkranke Mutter nicht allein zurücklassen. Sie ist ein in sich gekehrter junger Teenager, als die Mutter stirbt. Sie schafft es noch nicht einmal, zur Beerdigung zu gehen. Kurzentschlossen packt sie ihren Koffer, schreibt eine Kündigung für die gemeinsame Wohnung und wirft diese dem Vermieter in den Briefkasten. So einfach verläuft eine Kündigung natürlich nicht – aber hier hat die Autorin einen schnellen Cut gewählt.

Ida ist orientierungslos und wehmütig, denkt zurück an ihre Halbschwester und an ihre damalige Freundin Samara. Manchmal will sie zu Tilda, dann wieder nicht. Sie setzt sich in den Zug, fährt Richtung Norden und landet schließlich auf Rügen. Dort findet sie eine Bleibe in einem Hostel. Nachts liegt sie oft wach im Bett und denkt daran, wie sie ihre tote Mutter gefunden hat.

Sie findet eine Anstellung in der örtlichen Kneipe »Zur Robbe«. Der Kneipenbesitzer Knut ist sehr zufrieden mit ihr. Als Ida krank wird, nimmt er sie kurzerhand mit zu sich nach Hause, wo sie Knuts Frau Marianne kennenlernt. Marianne kümmert sich rührend um Ida und gibt ihr das Gefühl von einem behüteten Zuhause, was sie bisher nie hatte. Die Beiden bieten ihr sogar eine dauerhafte Bleibe an. Alles scheint sich zum Guten zu wenden, bis Marianne eine schlimme Diagnose bekommt.

Parallel dazu lernt Ida Leif kennen, der ihr Halt gibt. Leif hat eine ähnlich »verbrannte« Seele wie Ida. Er ist bei seinen Großeltern aufgewachsen. Vor einem Jahr ist seine Großmutter gestorben und er kümmert sich um den demenzkranken Großvater.

Immer, wenn Ida nicht mehr weiterweiß und sich zu viel Frust angestaut hat, springt sie in die Ostsee. Dabei sind ihr die Wetterverhältnisse egal. Danach geht es ihr vorübergehend besser. Diesen Gemütszustand hat Caroline Wahl sehr deutlich beschrieben.

Nimmt die Geschichte ein gutes Ende, das man sich für Ida wünscht? Oder bleibt das Ende offen? Laut Caroline Wahl soll es jedenfalls keine Fortsetzung mehr geben.


Fazit

Wer dieses Buch lesen möchte, dem empfehle ich, sich zuerst mit Wahls Debütroman »22 Bahnen« zu befassen. Danach kann man sich besser in die jetzige Situation hineinversetzen.
Caroline Wahl schreibt wieder in einem flippigen, modernen Stil (z.B. »Ich baue mir einen«, soll heißen »Ich drehe mir einen Joint«). Vereinzelt fallen auch Kraftausdrücke.
Vieles am Schreibstil und dem Aufbau der Handlung hat mich an »22 Bahnen« erinnert. Lässt Wahl Tilda und Ida zu Wort kommen, lässt sie die Small-Talks mit »Tilda:« bzw. »Ida:« beginnen. Aber oft monologisiert Ida einfach über ihr Dasein.
Aus dieser Sicht betrachtet war es lediglich eine Fortschreibung der bisherigen Story.
Die Dramaturgie des Plots konnte mich nicht vollends überzeugen. Während Tilda nun einige Jahre später ihre Professur erfolgreich abgeschlossen hat und mit Viktor nach Hamburg gezogen ist, lässt sie ihre minderjährige Halbschwester Ida allein bei der alkoholkranken Mutter zurück. Ida möchte die Mutter nicht allein lassen. War es Tilda nicht bewusst, dass sie ihre Halbschwester mit der Situation überfordert?
Caroline Wahl hat die Stimmung im Allgemeinen und die Gefühlslage von Ida im Besonderen gut eingefangen. Die Seitenzahl ist überschaubar und man hat das Buch schnell gelesen. Dieser Familienroman hat mich trotz kleiner Schwächen bewegt. Deshalb ziehe ich von fünf Sternen lediglich einen ab.