Über den Autor
Steve Cavanagh wuchs in Belfast auf und zog mit 18 Jahren nach Dublin, wo er Jura studierte.
Er arbeitete als Tellerwäscher, Türsteher, für einen Sicherheitsdienst und als Call-Center-Agent, bevor er einen Job bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast ergatterte.
In seiner irischen Heimat machte sich Steve Cavanagh als erfolgreicher Bürgerrechtsanwalt einen Namen und war in zahlreiche prominente Fälle involviert.
Mittlerweile konzentriert er sich ganz auf seine Arbeit als Autor, nachdem ihn seine Thrillerserie um Eddie Flynn zu einem der erfolgreichsten internationalen Spannungsautoren gemacht hat.
(Klappentext © 2025 Goldmann Verlag)
Die Komplizin
Kategorie: Thriller – USA, New York
Erstausgabe: Paperback mit Klappentext (02/25; 480 S.)
Schlagworte: Serienmörder, Sand, Strafverteidiger, Kreuzverhör
Meine Bewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️/5
Fortsetzung der Kultreihe
Dies ist bereits der siebte Justizthriller des irischen Schriftstellers Steve Cavanagh. Er ist ein Meister der Erzählkunst. Das fällt schon beim Einstieg in diesen Thriller auf. Er überrascht immer wieder mit neuen Ideen und häufigen Perspektivwechseln. Cavanaghs Bücher machen süchtig. Er schreibt einfach in einer anderen Liga.
Der »Sandmann«
In diesem Fall geht es um einen Serienmörder, der ganz New York in Angst und Schrecken versetzt. 17 Opfer gehen mittlerweile auf sein Konto. Der »Sandmann«, wie er sich selbst nennt, entfernt nach den Morden die Augen seiner Opfer und füllt die leeren Augenhöhlen und Münder mit Sand. Die Augen nimmt er mit. Was steckt dahinter? Einer Legende folgend soll der Sand sicherstellen, dass die Opfer nie mehr aufwachen und mögliche Spuren verwischt werden.
Die Psyche eines Serienmörders ist komplex. Diese Menschen sind oft von Selbstverachtung getriebene Narzissten. Sie sind in der Lage, ein Doppelleben zu führen: Auf der einen Seite ein Mörder, der wahllos seine Opfer aussucht und Lust zum Töten hat. Auf der anderen Seite ist so jemand in der Lage, einem geliebten Menschen nahe zu stehen.
Komplizin oder unschuldig
Das FBI fahndet fieberhaft nach dem Mörder. Es gibt keine Verbindungen zwischen den Opfern. Es handelt sich überwiegend um alleinstehende Personen, Männer wie Frauen. Bei der Hausdurchsuchung des mutmaßlichen Mörders findet man stichhaltige Indizien, die seine Frau Carrie schwer belasten. Ein Jahr danach steht sie als Komplizin des »Sandmanns« vor Gericht.
Carrie hat ein Tagebuch geführt, das später dem Gericht als Beweisstück vorliegt. Auszugsweise erfährt man in fünf verschiedenen Passagen aus ihren Aufzeichnungen, wie sie den »Sandmann« nahezu vergöttert. Sie schreibt auch über die Morde und den Schmuck, den ihr der »Sandmann« geschenkt hat. Gleiche Schmuckstücke von den Opfern sind verschwunden. Sie sieht keine Verbindung darin. Ist sie so naiv oder verbirgt sie etwas?
Das Team
Eddie Flynn und sein »Ermittlerteam« übernehmen die Verteidigung von Carrie, da sie von ihrer Unschuld überzeugt sind. Flynn tritt im Gegensatz zu den anderen Figuren als Ich-Erzähler in Erscheinung. Außer Flynn ist sein bewährtes Team wieder mit dabei, die wir schon in den vorhergehenden Fällen kennengelernt haben: seiner Kanzleipartnerin Kate Brooks, dem Richter Harry Ford a.D. und der ehemaligen Polizistin Melissa Bloch. Sie alle könnten vom Charakter her nicht unterschiedlicher sein, aber funktionieren miteinander äußerst effektiv.
Melissa erhält bei ihren Ermittlungen dieses Mal Unterstützung von Gabriel Lake. Er ist schwer durchschaubar und verfolgt ganz eigene Ziele. Eigentlich ist er ein Killer, der die aufgespürten Mörder an Ort und Stelle richten möchte. Das hat dem ehemaligen Polizisten auch den Job gekostet. Die Figur bringt frischen Wind ins Team. Man darf gespannt sein, ob er in folgenden Bänden der Reihe wieder mit von der Partie ist.
An die dunkle Vergangenheit von Eddie als Taschendieb wird auch wieder erinnert, als er Unterstützung von Jimmy »The Hat« Fellini bekommt. Mit dem Mafiaboss ist Eddie befreundet, seit sich einmal ihre Wege gekreuzt haben.
Die Sympathien liegen aber eindeutig auf der Seite von Flynn und seinem Ermittlerteam. Im Gegensatz dazu steht der »Sandmann«, der gesuchte Serienmörder. Dieses »Monster« hasst man für seine abartigen Taten. Diese Stimmungen hat Cavanagh sehr gut eingefangen.
Nicht nur ein Justizthriller
Man erfährt wieder einiges über das amerikanische Justizsystem und wie u.a. die Verteidigung eines Mandanten aufgebaut ist. Bei einem Kreuzverhör gibt es mögliche Angriffsflächen, wie man die Glaubwürdigkeit eines Zeugen des Staatsanwalts in Zweifel ziehen kann. Diese wendet Flynn meisterhaft an in diesem Prozess, um die Aussagen der Zeugen der Anklage zu entkräften.
Trotzdem ist dieses Buch kein ausgesprochener Justizthriller. Es gibt zwar Szenen vor Gericht, aber der Schwerpunkt liegt auf den Ermittlungen zu den Taten. Aber das wertet diesen clever und temporeich konstruierten Thriller keineswegs ab.
Fazit
Cavanagh versteht es, die Spannung am Kapitelende auf die Spitze zu treiben, und es dann mit einem Cliffhanger enden zu lassen.
Es gibt Passagen zum Schmunzeln, was zu bester Unterhaltung führt.
Plot-Twists und eine unerwartete Auflösung heben den Thriller noch einmal auf einen höheren Level. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen Pageturner.
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